318 B. Lyrische Poesie. XL Geistliche Lieder.
3. Her vor siegenden Geschwadern stürmt der Held von Fehrbellin;
Friedrichs Adlerauge leuchtet, und Europas Heere fliehn;
Wilhelm, Preußens greiser König, lorbeerprangend, demutreich —:
Nimmer eine Erdenkrone trug ein andrer, diesem gleich!
4. Und voran dem hehren Zuge schwebt ein unvergessnes Bild,
Trauervoll, doch unter Thränen aufwärts deutend, fromm und mild —
Thränen, heimgezahlt dem Enkel, unserm Dulder, unserm Herrn!
Hohenzollern, auch im Leide bliebst du Deutschlands Heller Stern!
5. Hohenzollern, unerschüttert blickst du von des Reiches Wart'
Auf die Welt, die feindlich brandet und in Waffenrüstung starrt:
Deine Treuen schirm' in Frieden; was dir trotzen will, zerbrich —
Hohenzollern, Hohenzollern — Kaiseraar, wir grüßen dich!
XI. Geistliche Lieder.
146. Morgengebet.
Von Joseph Freiherrn von Eichendorff.
1. O wunderbares, tiefes Schweigen,
Wie einsam ist's noch auf der Welt!
Die Wälder nur sich leise neigen,
Als ging' der Herr durchs stille Feld.
2. Ich fühl' mich recht wie neu geschaffen.
Wo ist die Sorge nun und Not?
Was mich noch gestern wollt' erschlaffen,
Ich schäm' mich des im Morgenrot.
3. Die Welt mit ihrem Gram und Glücke
Will ich, ein Pilger, frohbereit
Betreten nur, wie eine Brücke,
Zu dir, Herr, überm Strom der Zeit.
147. In der Nacht.
Von Joseph Freiherrn von Eichendorff.
1. Das Leben draußen ist verrauschet,
Die Lichter löschen aus,
Schauernd mein Herz am Fenster lauschet
Still in die Nacht hinaus.