Full text: [Teil 4, [Schülerband]] (Teil 4, [Schülerband])

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den alten Kaiser aus seiner Gruft zu Aachen zum Rheine heraufschreiten 
und die Trauben am Strome segnen: 
Bei Büdesheim, da funkelt 
Der Mond ins Wasser hinein 
Und baut eine goldene Brücke 
Wohl über den grünen Rhein. 
Der Baiser geht hinüber 
Und schreitet langsam fort 
Und segnet längs dem Strome 
Die Reben an jedem Grt. 
Dann kehrt er heim nach Aachen 
Und schläft in seiner Gruft, 
Bis ihn im neuen Jahre 
Erweckt der Trauben Duft. 
So ist das Rheinland geworden zum Weinland, und aller Wohl¬ 
stand des Landes, alle Behaglichkeit des Lebens und Verkehrs hängt im 
Rheinlande ab von dem günstigen Ausfall der WünerUte; daher beginnt 
im Spätherbste, der eigentlichen Erntezeit am Rhein, hier ein doppeltes 
Leben, ja eine neue Zeitrechnung. 
Am ganzen Rheine wird der Beginn der Traubenlese, zwischen An¬ 
fang Oktober und Ende November, je nach der Traubenreife wechselnd, 
von dem Ortsvorstande in Gemeinschaft mit den größeren Besitzern auf 
einen bestimmten Tag festgesetzt. Zeigen sich die Traubenstiele trocken 
und verholzt, läßt die Traube sich leicht von der Rebe ablösen, sind die 
Kerne hart, die Beerenhülsen weich und durchsichtig geworden, so ist die 
Lesezeit gekommen. Durch die Schelle wird dann verkündigt, an welchem 
Tage die gemeinsame Lese beginnen kann. Bis zu diesem Augenblicke 
sind die Weinberge, mit Ausnahme großer Besitzungen, für jedermann, 
für die ganze Einwohnerschaft des Ortes geschlossen. Verhaue und Hecken 
versperren die Zugänge, Eindringlinge werden durch die Winzerschützen 
eingebracht und mit Geldstrafen belegt. Es geschieht um der gegen¬ 
seitigen Sicherheit willen. Nur in besonderen Fällen wird unter Auf¬ 
sicht eines „Ehrenschützen" nach eingeholter amtlicher Erlaubnis eine 
frühere Lese für den einzelnen Besitzer gestattet, z. B. bei Wingerten 
mit Frühburgnndertranben. Wie der Tag des Lesebeginns, so wird auch 
der Tag des Weinbergschlusses amtlich bestimmt. 
Und nun 
Dappelt's hinaus 
Mit Mann und Maus, 
Mit Bübeln und Bütten! Das Haus verläßt 
Selbst Bind und Begel beim tesefest. 
Die rebengeschmückten Berge des Mittelrheins mit ihren grünen, 
schlanken Trostesspendern, die der Hand des Winzers harren, liegen vor 
Kippcnberg, 8. IV. (Neue Ausgabe.) 15
	        
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