Full text: [Teil 4, [Schülerband]] (Teil 4, [Schülerband])

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Kaffeetopf aus, dessen Inhalt sie ihm einschenkt, während er seine mächtige 
Lokomotive, die mit den glühenden Augen ihrer großen Laternen feindlich 
hinaus in das Schneegestöber starrt, die Ölkanne in der Hand, nochmals 
umschreitet, jeden Teil nochmals befühlt, sich überzeugt, ob Öl in allen 
Schmiergefäßen, der Rost gehörig von Schlacke gereinigt, die Siederohre 
des Kessels von Asche befreit, nichts locker und nichts zu klamm angezogen 
und sein Greif imstande sei, seine Riesenglieder geschmeidig spielen zu 
lassen, seine hundertundsünfzig Pferdekräfte frei zu entwickeln und seinen 
gewaltigen Leib mit der daran hängenden Last, über zweitausend Zentner 
schwer, mit Adlerschnelligkeit durch die Sturmnacht fortzureißen. 
„Will die Verwaltung immer noch nicht dran, euch armen Kerlen 
Schutzkabinen auf die Maschinen zu bauen?" fragte der Inspektor den 
Lokomotivführer; „ihr müßt barbarisch da vorn in einer solchen Winter- 
nacht leiden!" — „Ja, ja, die Herren in ihrem Sitzungszimmer wissen's 
nicht, wie ein Schueenordost schneidet," antwortet der Führer ans seinen 
dicken Tüchern dumpf heraus, „und meinen, wir hörten und sähen nichts 
in dem Häuschen. Ob man wohl besser mit so verbundenen Ohren 
hört, mit so entzündeten Augen sieht?" setzte er lachend hinzu, aufseinen 
Kopf deutend, und dann: „Fertig Herr! Sie könnens Zeichen geben 
lassen." Der Inspektor winkt, die tobende Bahnhofsglocke jagt mit grellem 
Schellenlaut nochmals die Schläfer in den Wagen empor, und ihre letzten 
Töne verschwimmen in dem noch abscheulicheren, langgehalteuen Pfiffe 
der Maschine. Dann hört man draußen die lauten Doppelschläge der 
elektrischen Glocken im Sturmwind verwehen. „Gott behüt' dich, Zimmer¬ 
mann," sagt die Frau, den: auf der Maschine stehenden Führer noch ein¬ 
mal die Hand reichend. — „Gute Nacht, Frau! denkt an mich, wenn ihr 
warm liegt." 
Er legt die Faust mit dem dicken Pelzhandschuh auf den Regulator; 
ein Ruck, die Maschine setzt sich in Bewegung; stöhnend, wie widerwillig, 
folgen ihr die Wagen, puffend bläst sie die erste Dampfwolke gegen das 
Dach der Halle, die zweite schon in das Schneegestöber, daß die Flocken, 
wie entsetzt emporgerissen, auseinandersticben. Heulend fällt der schnei¬ 
dende Sturm die beiden schweigenden Männer auf der Maschine, den 
Lokomotivführer und den Heizer, an und schießt ihnen, wie Eisnadeln, 
fast wagerecht die glitzernden und wie Millionen kleine, kalte Quälgeister 
ranzenden Schneeflocken ins Gesicht. Der Führer sieht sich um, ob auf 
dem Zuge alles recht und in Ordnung ist. Der Schein der beleuchteten 
Wagenfenster gleitet über den Schnee. — Wie behaglich muß es im ge¬ 
polsterten, warmen Coups sein! — Auf den Wagen, tvie schwarze 
Klumpen, sitzen die Schaffner in Pelze und Mäntel vergraben; der Sturm 
fährt mit wüstem Zischen zwischen Räder und Wagen durch. 
Die roten Lichter der Signale an den Ausweichungen gleiten lang¬ 
sam vorüber, jetzt hat der Zug das letzte derselben hinter sich und ist 
auf freier, offener Bahn. 
Rabenfinster, sturmtobend, schneedurchrieselt liegt die Nacht vor dein 
Führer, kaum den Schornstein seiner Maschine kann er sehen. Welche 
Gefahren birgt diese Finsternis für ihn! Hat ein Arbeiter eine Hacke 
auf der Bahn liegen lassen? Hat der Sturm einen Signalbaum um-
	        
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