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gelegt oder einen Wagen von einer Station auf die Bahn Hinaus¬
getrieben? Hat der Druck der Schneewehen die Telegraphenleitung ge¬
stürzt? Oder ist nur eine Ausweichung nicht auf dew rechten Geleise?
Hat eine aus dem Boden sickernde Quelle einen Eisklumpen auf dem
Geleise gebildet?
In allen diesen Fällen ist er in höchster Gefahr des Leibes und
Lebens, und wenn er jetzt den Regulator weiter öffnet und die Maschine
schneller und schneller puffend und keuchend in die dichte Finsternis der
Nacht hineinjagt, schneller und schneller, bis ihre dröhnenden Räder kaum
mehr die Schienen zu berühren scheinen, so rast er der Gefahr blindlings
eittgegen. Ganz allein in Gottes Hand, nichts steht ihm zur Seite als
sein Mut, seine Wachsamkeit und seine Entschlossenheit. Und so steht er
denn auf der dahinjagenden Maschine, den Blick, trotzdem der Sturni
und Schnee seine Augen geißeln, auf den cngbcgrenztcn Schein gerichtet,
den die Laternen der Lokomotive mit zitternden!, blau hingezogeneni
Strahl auf die Bahn werfen, und der beim windschnellen Laufe der Ma¬
schine die Pfähle der Telegraphenleitung, Bahnhäuser, Wasserkräne, Ge¬
büsch, Felswände und Brücken wie Gespenster aus der Nacht empor¬
tauchen und eilends wieder versinken läßt.
Zuweilen blinken, wie rot auftauchende, freundliche Sterne, Lichter
aus Hütten nahegelegener Dörfer herüber. — „Wie warm und sicher
und traulich muß es um diese herum sein!" — doch da sind sie schon
wieder verschwunden in einem wilden Wirbel aufgepeitschten Schnees,
oder in puffigen Massen Dampf, die die Maschine windabwärts schleu¬
dert, und die sie wallend und wälzend begleiten. Vorbei! Vorbei! Vor¬
wärts! Er öffnet den Regulator weiter, rascher noch wird das Teinpo
der rasselnden Schläge, eilender noch schießt der Zug in die Nacht hin¬
ein. — „Feuern!" ruft er, nachdem der Flug eine Viertelstunde ge¬
dauert, seinem Heizer durch den Sturm zu, der, durch den Lauf der
Maschine vermehrt, den Schall vom Munde jagt, so daß das noch dazu
vom Prasseln, Zischen, Klappern und Heulen übertäubte Wort kaun: das
Ohr des Nächststehenden zu erreichen vermag.
Der Heizer steht träumend und vor sich hiustarrend am Hemm¬
apparat des Tenders und hört ihn nicht. „Gärtner! Feuern!" schreit
ihm da Zimmermann zu, ihm die Hand auf den Arm legend. Dieser
sährt empor und greift nach der Kohlenschaufel, während der Führer
die Thür der Lokomotivfeuerung aufreißt. Ein ungeheuerer glänzender
Lichtbüschel fährt aus der weißglühenden Feuermasse durch die Thür fast
senkrecht nach dem Himmel empor. In dem Glutlichte duckt sich die
dunkle Gestalt des Heizers etwa zehnmal hin und her, jedesmal auf dein
Tender die mächtige schwere Kohlenschaufel füllend und sic in die Feuc
rung ausstürzend. Er hat etwa zwei Zentner neues Brennmaterial in
die weißglühende Masse geworfen. Der Führer schließt die Feuerthür,
das Strahlenbündel, das aus ihr schoß, erlischt, und erhitzt und auf
atmend tritt der Heizer an seinen Posten zurück, während eine prachtvolle
Funkenmasse wie die schönste Feuerwerksgarbe dem Schornstein entströmt.
„Was haben Sie denn, Gärtner?" schreit der Führer dem Heizer
ms Ohr. „Sie sehen und hören ja heute nicht! Passen Sie auf!" —