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Zugbrücke nach dem Turme. Der untere Raum des Turmes von der Sohle
bis zum Eingänge diente, spärlich von Luftlöchern durchbrochen, als Ge¬
fängnis oder auch wohl als Schatzkammer. Die Bezeichnung „tüiQ6 von
rotem golde guot“, wie sie in den Nibelungen Vorkommt, war im Mittel¬
alter geradezu sprichwörtlich. Die Schatzkammer war wohl verschlossen und
stand unter Aufsicht des Kämmerers. Gewöhnlich aber wurde das untere
Geschoß des Turmes als Gefängnis gebraucht, und zwar war dasselbe in
der Tat wohl so schauerlich beschaffen, wie spätere Romandichter es aus¬
gemalt haben. Diese sogenannten Burgverließe hatten in der Regel die
Form von runden Kammern und waren mit einer gewölbten Decke versehen.
In dem Scheitel des Gewölbes befand sich eine Öffnung, groß genug, daß
man einen Mann an einem Seile in das Gefängnis hinablassen konnte.
Die Lage solcher Gefangenen war eine entsetzliche. Luft und Licht erhielten
sie nur durch spärliche Luken; Schlangen und Kröten waren ihre Genossen.
Ein Stück grobes Brot und ein Krug Wasser wurde ihnen als Nahrung
von oben herabgelassen.
Die einzelnen Geschosse des Turmes waren durch Balkendecken oder
noch häufiger durch feste Steingewölbe voneinander geschieden; die Ver¬
bindung der Stockwerke wurde durch feste, in der Mauer angelegte Treppen
oder durch Leitern vermittelt. Für den Fall der äußersten Not mußte in
dem Turme Raum für die Familie des Herrn, sowie für die Besatzung
vorhanden sein. Das oberste Stockwerk war für den Wärter bestimmt, der
von den Zinnen aus Tag und Nacht die Umgegend im Auge behielt.
Wurde die Burg trotz aller Festigkeit und trotz tapferer Verteidigung von
den Feinden erstürmt, so war es für die Besatzung von großem Werte, wenn
ein geheimer, unterirdischer Gang vorhanden war, der ins Freie führte.
Außer den beschriebenen Hauptgebäuden befanden sich in jeder Burg
noch eine Anzahl von Nebengebäuden, und zwar die Vorratshäuser, die
Speicher, Wollkämmern und dergl., sowie das sogenannte „Schnitzhaus",
in welchem die Waffen und allerhand Gerätschaften angefertigt, sowie alle
Schmiedearbeiten vorgenommen wurden. Ein besonderes Gebäude bildete
auch die Küche nebst ihren Vorratsräumen, oft ein ziemlich umfangreiches
Haus, da in ihm zugleich die Dienerschaft wohnte und schlief.
Alle Nebengebäude waren in einfachster Weise und nur einstöckig
erbaut, und es kam bei ihnen mehr Holz als Stein zur Verwendung.
Standen sie oben an der Ringmauer, so wurden sie freilich möglichst massiv
hergerichtet und mit Schießscharten versehen, um zur Verteidigung geeignet
zu sein. Auffallend ist die große Anzahl von unterirdischen Gewölben bei
den meisten Burgen; sie mögen wohl als Vorratsräume nötig gewesen
sein, da bei Belagerungen auf längere Zeit für Lebensmittel gesorgt sein
mußte.