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auch ging und wo er auch saß, Am andern Tage vernahm
er, das kranke Kind sei im Walde gestorben, und die Mutter
mit den andern hinweggezogen. Da ward ihm sein Garten
sammt dem Saale und Polster zuwider, und er genoss nicht
mehr die Kühlung des rauschenden Stromes, Bald darnach
siel er in eine Krankbeit, und in der Hitze des Fiebers ver¬
nahm er immer des Schilfes Gelispel, und den rauschenden
Strom, und das dumpfe Tosen des aufsteigenden Wetters.
?llfo verschied et. Nach Krummacher.
121. Morgenlied.
Früh lass' mich deine Gnade hören.
Der du gewacht, eh' ich gewacht!
Dass Nichts den Anfang möge stören,
Den du mir heute zugedacht.
Wem du das beste Theil beschieden
Für seines Tages kurzen Lauf,
Den weckest du in sanftem Frieden
Mit deines Geistes Odem auf.
Süß ist's, o Gott, mit dir erwachen,
Und früh von dir umfangen sein;
Das giebt die rechte Kraft dem Schwachen,
Flößt Freudigkeit zum Leben ein:
Da geht die Stunde nicht verloren.
Da rennt die Seele nicht nach Tand,
Wie bei dem Blinden, bei dem Thoren,
Der düster ohne dich erstand.
Ach, wer sich früh mit voller Liebe
Hingabe deinem Gnadenzug,
Der hätt' an Licht und heil'gem Triebe
Auf seinen ganzen Tag genug.
Kein Segen fehlte dem Gemüthe,
Kein Ziel verschwände, das er sucht.
Und nach des Morgens goldner Blüthe
Käm' auch des Abends goldne Frucht.
O Leben, dessen Morgenstunden
Die Liebe Tag für Tag erhellt!
Du Garbe für den Herrn gebunden.
In seinem Tempel aufgestellt! —
Früh lass' mich deine Gnade hören,
O Gott, verkläre meinen Tag,
Dass ich in solchem Glanz der Ehren
Am Tag' der Garben stehen mag!
A. Knapp.