Full text: [Abtheilung 2 = (Quarta, Tertia), [Schülerband]] (Abtheilung 2 = (Quarta, Tertia), [Schülerband])

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große Verdienste, das muß ich anerkennen!“ will sagen: ich muß ihm 
große Verdienste zuschreiben, indem ich sie als ihm zukommend er— 
kenne. In dieser Bedeutung ist anerkennen das Gegentheil von 
aberkennen. Eberhard. 
141. Nühliche Lehren. 
1. „Ein Narr fragt viel, worauf kein Weiser antwortet.“ Das 
uuß zweimal wahr sein. Fürs erste kann gar wohl der einfältigste 
Mensch eine Frage thun, worauf auch der weiseste keinen Bescheid 
zu geben weiß; denn fragen ist leichter als antworten, wie fordern 
oft leichter ist als geben, rufen leichter als kommen. Fürs andere 
könnte manchmal der Weise wohl eine Antwort geben, aber er will 
nicht, weil die Frage einfältig ist oder vorwitzig, oder weil sie zur 
Unzeit kommt. Gar oft erkennt man ohne Mühe den einfältigen 
Menschen am Fragen und den verständigen am Schweigen. 
2. „Frisch gewagt ist halb gewonnen.“ Daraus folgt: Frisch 
gewagt ist auch halb verloren. Das kann nicht fehlen. Deswegen 
sagt man auch: Wagen gewinnt, wagen verliert. Was muß also 
den Ausschlag geben? Prüfung, ob man die Kräfte habe zu dem, 
was man wagen will, Ueberlegung, wie es anzufangen sei, Be⸗ 
nutzung der günstigen Zeit und Umstände, und hintennach, wenn man 
ein muthiges A gesagt, ein besonnenes B und ein bescheidenes C. 
Aber soviel muß wahr bleiben, wenn etwas gewagtes soll unternom— 
men werden und kann nicht anders sein, so ist ein frischer Muth zur 
Sache der Meister, und der muß dich durchreißen. Aber wenn du 
immer willst und fängst nie an, oder du hast schon angefangen, und 
es reut dich wieder, und du willst, wie man sagt, auf dem trocknen 
Lande ertrinken, guter Freund, dann ist schlecht gewagt ganz ver— 
loren. 
. „Es ist nicht alles Gold, was glänzt.“ Mancher, der nicht 
an dies Sprüchwort denkt, wird betrogen. Aber eine andere Erfah— 
rung wird noch öfter vergessen: Manches glänzt nicht und ist doch 
Gold; und wer das nicht glaubt und nicht daran denkt, der ist noch 
schlimmer daran. In einem wohlbestellten Acker, in einem gut ein⸗ 
gerichteten Gewerbe ist viel Gold verborgen, und eine fleißige Hand 
weiß es zu finden und ein ruhiges Herz dazu, und ein gutes Gewissen 
glänzt auch nicht und ist noch mehr als Goldes werth. Oft ist gerade 
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