Full text: [Abtheilung 2 = (Quarta, Tertia), [Schülerband]] (Abtheilung 2 = (Quarta, Tertia), [Schülerband])

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„Hier,“ rief der Graf, „mein wackrer Freund! 
Hier ist dein Preis! Komm her! Nimm hin!“ 
Sag an, war das nicht brav gemeint? 
Bei Gott! der Graf trug hohen Sinn. 
Doch höher und himmlischer, wahrlich, schlug 
Das Herz, das der Bauer im Kittel trug. 
„Mein Leben ist für Gold nicht feil! 
Arm bin ich zwar, doch ess' ich satt. 
Dem Zöllner werd' Euer Gold zu Theil, 
Der Hab und Gut verloren hat!“ 
So rief er mit herzlichem Biederton 
Und wandte den Rücken und ging davon. 
Hoch klingst du, Lied vom braven Mann, 
Wie Orgelton und Glockenklang! 
Wer solches Muths sich rühmen kann, 
Den lohnt kein Gold, den lohnt Gesang. 
Gottlob, daß ich singen und preisen kann 
Zu singen und preisen den braven Mann! 
Bürger. 
n214 
139. Jahanna Sebus. 
Der Damm zerreißt, das Feld erbraust, 
Die Fluten spülen, die Fläche saust. 
„Ich trage dich, Mutter, durch die Flut, 
Noch reicht sie nicht hoch; ich wate gut.“ 
„Auch uns bedenke, bedrängt wie wir sind, 
Die Hausgenossin, drei arme Kind! 
Die schwache Ftau — — —! Du gehst davon?“ 
Sie trägt die Mutter durch's Wasser schon. 
„Zum Bühle da rettet euch! Harret derweil! 
Gleich kehr' ich zurück, uns allen ist Heil. 
Zum Bühl' ist's noch trocken und wenige Schritt; 
Doch nehmt auch mir meine Ziege mit.“ 
Der Damm zerschmilzt, das Feld erbraust, 
Die Fluten wühlen, die Fläche saust. 
Sie setzt die Mutter auf sicheres Land; 
Schön Suschen gleich wieder zur Flut gewandt. 
„Wohin? wohin? Die Breite schwoll; 
Das Wasser ist hüben und drüben voll. 
Verwegen ins Tiefe willst du hinein?“ 
„Sie sollen und müssen gerettet sein!“
	        
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