Full text: [Abtheilung 2 = (Quarta, Tertia), [Schülerband]] (Abtheilung 2 = (Quarta, Tertia), [Schülerband])

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Und es rudert mit Kraft und mit emsigem Fleiß — 
Und er ist's! und hoch in seiner Linken 
Schwingt er den Becher mit freudigem Winken. 
Und athmete lang und athmete tief, 
Und begrüßte das himmlische Licht. 
Mit Frohlocken es einer dem andern rief: 
„Er lebt! er ist da! es behielt ihn nicht! 
Aus dem Grab, aus der strudelnden Wasserhöhle 
Hat der Brave gerettet die lebende Seele.“ 
Und er kommt; es umringt ihn die jubelnde Schar; 
Zu des Königs Füßen er sinkt, 
Den Becher reicht er ihm knieend dar; 
Und der König der lieblichen Tochter winkt; 
Die füllt ihn mit funkelndem Wein bis zum Rande. 
Und der Jüngling sich also zum Könige wandte: 
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„Lang' lebe der König! Es freue sich, 
Wer da athmet im rosigen Licht! 
Da unten aber ist's fürchterlich, 4 
Und der Mensch versuche die Götter nicht, 
Und begehre nimmer und nimmer zu schauen, 
Was sie gnädig bedecken mit Nacht und Grauen. 
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Es riß mich hinunter blitzesschnell, 
Da stürzt mir aus felsigem Schacht 
Wildflutend entgegen ein reißender Quell; 
Mich packle des Doppelstroms wüthende Macht, 
Und wie einen Kreisel, mit schwindelndem Drehen, 
Trieb mich's um, ich konnte nicht widerstehen. 
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Da zeigte mir Gott, zu dem ich rief, 
In der höchsten, schrecklichen Noth, 
Aus der Tiefe ragend, ein Felsenriff; 
Das erfaßl ich hehend' und entrann dem Tod. 
Und da hing auch der Becher an spitzen Korallen 
Sonst wär' er ins Bodenlose gefallen. 
Denn unter mir lag's noch bergetief 
In purpurner Finsterniß da; 
Und ob's hier dem Ohre gleich ewig schlief, 
Das Auge mit Schaudern hinunter sah, 
Wie's von Salamandern und Molchen und Drachen 
Sich reat' in dem furchtbaren Höllenrachen.
	        
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