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Das Römische Kaiserreich.
§1.
Kaisertum. Das römische Kaisertum ist eine Schöpfung des Augustus, doch wollte
er nichts als der Princeps, der erste Bürger, fein1; er vermied sorgsam
wie den Namen so den Schein der Monarchie, die Rechte, die dem Senate
verblieben waren, hütete er sich anzutasten. So entstand eine Form der
Verfassung, die man als Dyarchie (Zweiherrschaft, Herrschaft des Princeps
und des Senates) bezeichnet hat. In Wahrheit war der Princeps das Ober-
Haupt, da er als Tribun das Recht hatte, gegen jeden Beschluß des Senates
fein Veto einzulegen und ihn dadurch aufzuheben. Allmählich aber bildeten
die Kaiser eine besondere Verwaltung aus mit eigner Kasse (dem Fiskus)
und eignen Beamten, die sie mit Vorliebe dem Ritterstande entnahmen.
Insofern trug die von Augustus begründete Verfassung schwere Gefahren
in sich, als es nämlich in der Natur einer Zweiherrschaft liegt, daß jeder
der beiden Herrscher seine Macht auf Kosten des anderen zu vergrößern
strebt. Auch konnte der Senat nicht vergessen, daß er der Verdrängte war,
und versuchte deshalb wiederholt, die Gewalt an sich zurückzubringen; ihm
und den Resten der alten Nobilität gegenüber stützten sich die Kaiser auf
Volk und Heer. Vor allem aber mangelte es dem Prinzipat an einer
Thronfolgeordnung, da weder ein Erbrecht feststand noch es ein gesetzlich
geregeltes Wahlrecht gab. Aus dieser Unsicherheit entsprangen die meisten
inneren Wirren der Kaiserzeit.
Auswärtige In auswärtigen Kriegen war Augustus erfolgreich. Die Parther
Äriefle' sandten (20 v. Chr.) die Adler der Legionen des Crassus zurück. Agrippa
unterwarf (19 v. Chr.) den Nordwesten von Spanien. Im Norden des
Reiches unterwarfen Tiberius und Drufus (15 v. Chr.) die keltischen
Alpenvölker bis zur Donau; Drusus (12—9 v. Chr.) und nach ihm Ti-
berius bekämpften die westlichen Germanen (vgl. § 3 und 6). Rätien,
Vindelizien, Norikum und Pannonien wurden neue Provinzen. Über
die Blüte der Literatur siehe § 10.
Tiberius Unter den nächsten Nachfolgern des Augustus2 trat nur Tiberius
(14-37). ^—37) als bedeutender Herrscher hervor. Nach mehreren Feldzügen
seines Neffen Germanikus (14—16 u. Chr.) überließ er die Germanen
ihren eignen Zerwürfnissen. Im Juuern versuchte er noch dem Vor-
1 Princeps senatus hatte in den Zeiten der Republik derjenige geheißen, der die
Ehre hatte, im Senate zuerst um seine Meinung befragt zu werden.
2 Augustus
2. Gemahlin Scribottia 3. Gemahlin Livia
Julia
Gem. Agrippa
Agrixxina I.
Rinder aus erster Lhe
Tiberius Drusus
Germanikus Claudius
Agrippina II. Gajus Caligula
1. Gemahl Domitius
2. „ Claudius
Dotnitius Agrippina II.
Britannikus
Nero (adoptiert von Claudius).