Full text: [Teil 5 = Obertertia, [Schülerband]] (Teil 5 = Obertertia, [Schülerband])

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kleinen weißen Gang. Ebenso war es mit dem gesalzenen Rindfleische, 
das wir in beliebter Kürze oft roh als Schinken aßen. In dem Schiffs- 
brote waren so viele Würmer, die wir als Schmalz mitessen mußten, wenn 
wir nicht die schon kleine Portion noch mehr schmälern wollten,' dabei war 
es so hart, daß wir nicht selten Kanonenkugeln brauchten, es nur aus 
dem Gröbsten zu zerbrechen,' und doch erlaubte uns der Hunger selten, es 
einzuweichen- auch fehlte es oft an Wasser. Man sagte uns, der Zwie¬ 
back sei französisch' die Engländer hätten ihn im Siebenjährigen Kriege 
den Franzosen abgenommen, seit der Zeit habe er in Portsmouth im 
Magazine gelegen und nun fütterte man die Deutschen damit, um wieder 
Franzosen totzuschlagen. Das schwergeschwefelte Wasser lag in tiefer Ver¬ 
derbnis. wenn ein Saß heraufgefchroten oder aufgeschlagen wurde, roch 
es auf dem verdeck nach wahrhaft höllischem Gestank,' große, fingerlange 
Sasern machten es fast dickflüssig - ohne es durch ein Tuch zu seihen, war 
es nicht wohl trinkbar, und dann mußte man immer noch die Nase zu¬ 
halten, und dann schlug man sich doch noch, um nur die Jauche zu be¬ 
kommen. Nn Filtrieren war für die Menge nicht zu denken. Guten, ehr¬ 
lichen Landmenschen kommt dieses ohne Zweifel schrecklich vor,' aber wer 
Feldzüge und Seefahrten mitgemacht hat, findet darin nichts Ungewöhn¬ 
liches. Num wurde gegeben und zuweilen etwas Bier, welches dem Porter 
ähnlich war. Da ich den ersten nicht genießen konnte, tauschte ich ihn gegen 
das letzte aus, welches mir wohltat war. Zuweilen wurde mir auch eine 
Flasche Porter zugesteckt, da ich am wein durchaus keinen Geschmack fand. 
Stürme hatten wir oft und einmal so stark, daß uns der Aufsatz des 
Vordermastes und die große Uaa zerbrach. Die Türmung der wogen, 
das heulen der winde durch die Segel, das Schlagen und Klirren der 
Taue, das Donnern der Wellen an die Borde, das Geschrei und Lärmen 
des Schiffsvolkes, der ganze furchtbar empörte Gzean, alles ist dem Neu¬ 
ling schrecklich,' aber bald wird man es gewohnt und schläft ruhig unter 
dem Kampfe der Elemente. Nichts gibt aber auch dem Sinn ein größeres 
Bild von der Kraft des menschlichen Geistes als das Negiment eines gro¬ 
ßen Schiffes. Man nehme eines aus der Linie. Man gebe ihm neunzig 
Kanonen; es ist noch keines von den ersten. Sie sind alle von dem größten 
Kaliber h. Für jedes Stück habe man zweihundert Schüsse an Pulver und 
Kugeln - welcher Vorrat! Segel und Taue und Stangenwerk, vieles dop¬ 
pelt' eine Besatzung von tausend Mann, welche ungeheure Masse für 
ein Buge, das sie zusammen auf dem Lande sieht! Für diese Mannschaft 
Lebensmittel an Essen und Trinken für viele Monate. Dies alles in einer 
einzigen Maschine beisammen, mit welcher die wogen wie mit einem Feder- 
I) Die innere weite, der Durchmesser des Geschützes.
	        
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