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befestigte sich zusehends, wozu die Bibelübersetzung und die
zwei Katechismen Luthers nicht wenig beitrugen. Die Fürsten
von Sachsen, Hessen, Brandenburg und Braunschweig bekann¬
ten sich zu ihr, das Volk und der niedere Adel waren ihr fast
überall gewogen. Der Gottesdienst wurde nach neuer Weise
eingerichtet, viele alten Kirchengebräuche wurden abgeschafft und
die Klöster aufgehoben. Darüber beschwerten sich die katholi¬
schen Reichsstände und erklärten auf dem Reichstage zu Speier
(1529), es solle bei dem Wormser Beschlüsse bleiben und wo
die neue Lehre dennoch Eingang gefunden, solle man sich aller
weitern Neuerungen enthalten und das Halten der Messe ge¬
statten. Dagegen protestirten die Lutherischen feierlich und
erhielten nun den Namen Protestanten. Zu den Protestanten
traten nun auch der Herzog von Mecklenburg, der Fürst von
Anhalt, der Graf von Mansfeld und mehrere freie Reichs¬
städte, Magdeburg, Nürnberg, Straßburg und andere.
§. 44. Fortsetzung.
Karl V. hatte sich bisher wegen seiner vielen auswärti¬
gen Kriege, besonders mit Frankreich, um Deutschland und
die Reformation nicht viel bekümmern können. Als er nun
mit dem Könige von Frankreich, Franz I., einen vortheilhaften
Frieden geschlossen hatte, schrieb er einen glänzenden Reichstag
nach Augsburg aus, auf welchem er selbst erscheinen wollte,
um die Religionsstreitigkeiten beizulegen und wegen des Krie¬
ges, mit welchem die Türken das deutsche Reich bedrohten,
sich zu berathen. Dieser Reichstag wurde 1530 gehalten und
auf demselben von den Protestanten ein Glaubensbekenntniß
übergeben, welches die augsburgische Confession heißt. Diese
Schrift war von Philipp Melanchthon (Schwarzerde), geboren
1497 zu Breiten, einem Manne von großer Gelehrsamkeit
und festem Charakter, Luthers Freunde und Amtsgenoffen,
verfaßt, und enthielt die Lehren der Protestanten. Da die
Evangelischen mit der auf Befehl des Kaisers aufgesetzten