ten, geschlossen worden, und man gab die Hoffnung nicht auf, den seit
Jahrhunderten dauernden Zwist endlich einmal beizulegen.
Unterdessen ritt die bürgerliche Reiterei in mehreren Abteilungen,
mit den Oberhäuptern an ihrer Zpitze, an jenen Tagen zu verschiedenen
Toren hinaus, fand an einer gewissen Stelle einige Reiter oder Husaren
der zum Geleit berechtigten Reichsstände, die nebst ihren Ñnführern wohl
empfangen und bewirtet wurden - man zögerte bis gegen Abend und ritt
alsdann, kaum von der wartenden Menge gesehen, zur Staöt herein, da
denn mancher bürgerliche Reiter weder sein Pferd noch sich selbst aus dem
Pferde zu erhalten vermochte. Zu dem Brückentore kamen die bedeu¬
tendsten Züge herein, und deswegen war der Andrang dorthin am stärksten.
Ganz zuletzt und mit sinkender Rächt langte der auf gleiche Weise gelei¬
tete Nürnberger Postwagen an, und man trug sich mit der Rede, es müsse
jederzeit, dem herkommen gemäß, eine alte Frau darin sitzen,- weshalb
denn die Ztraßenjungen bei Ankunft des Wagens in ein gellendes Ge¬
schrei auszubrechen pflegten, ob man gleich die im Wagen sitzenden Pas¬
sagiere keineswegs mehr unterscheiden konnte. Unglaublich und wirklich
die Zinne verwirrend war der Drang der Menge, die in diesem Augenblick
durch das Brückentor herein dem Wagen nachstürzte, deswegen auch die
nächsten Häuser von den Zuschauern am meisten gesucht wurden.
Wolfgang Goethe. (Ñus meinem Leben.)
Aus Schillers Jugendzeit.
I. Zchillers Eltern.
Das von Zang und Zage umwobene Zchwabenland ist Zchillers Hei¬
mat. Manches große Geschlecht, mancher bedeutende Mann ist von hier
ausgegangen und hat entscheidend in die Entwicklung deutschen Lebens
und deutschen Geistes eingegriffen.
Ein echter und rechter Zchwabe ist unser Dichter gewesen. Zeine Fa¬
milie war, soweit ihre Zpuren zurückreichen, in Zchwaben ansässig. Und
in der Familiengeschichte der Zchiller zeigt sich die besondere Eigenart, die
das köstlichste Erbteil des Zchwabenstammes ist, der feste und zähe Wille,
der Trutzsinn, der nicht so leicht nachgibt und bis zum äußersten standhält
in den Ztürmen des Lebens. Der ist's auch, der dem Dichter von väterlicher
Zeite mit ins Leben gegeben wurde.
„Jeder ist seines Glückes Zchmied" — das erscheint uns als der Wahl¬
spruch dieser charaktervollen, tüchtigen Familie, deren jedes Glied, von
den ehrsamen Bäckermeistern der früheren Zeit bis zum Hauptmann, dem
Vater des Dichters, ein ganzer Mann gewesen ist.
Zn eine harte Zchule hat das Leben den Vater genommen, der das Los
des Rriegsmannes sich selbst erwählt hatte und jahrelang in aller Herren