Full text: Handbuch zur Einführung in die deutsche Litteratur mit Proben aus Poesie und Prosa (Teil 5 = Sekunda, [Schülerband])

655 
Dahn, 
Aber endlich verstummte der laute, klirrende Kampf um den Eng¬ 
paß, an welchem Adalgoth, nicht unwürdig seines königlichen Harfen- 
und Speermeisters Teja, dem Ansturm der Feinde heldenmütig und todes¬ 
kühn wehrte. Denn während hinter Adalgoth stehend Hildebrand und 
Wachis plötzlich riefen: „Seht auf das Meer! Das Meer! Die Drachen- 
schiffe! Die Nordlandhelden! Harald! Harald!" mahnten von unten, von 
der Sänfte des Narses her, feierliche Tubatöne zur Einstellung des 
Kampfes, zur Waffenruhe —: sehr freudig senkten die kampfesmüden 
Byzantiner die Schwerter. 
König Teja aber, der auf seinem Schilde lag — den Speer des 
Cethegus herauszuziehen, hatte Hildebrand verboten—,.,denn mit seinem 
Blute stießt sein Leben hin" — frug mit leiser Stimme: „Was hör' 
ich da rufen? Die Nordlandhelden? Ihre Schiffe? Harald ist da?" „Ja: 
Harald und Errettung für den Rest des Volkes, für uns und — für 
die Frauen, die Kinder" jubelte Adalgoth, an seiner Seite knieend. „So 
war es nicht umsonst, du ewig teurer Held, dein unvergleichlich Helden¬ 
tum, dein stundenlanges Ausharren über Menschenkraft! — Basiliskos 
kam soeben als Gesandter des Narses —: Harald hat die „ionische 
Flotte" des Kaisers vernichtet im Hafen von Brundusium; er droht mit 
Landung, mit neuem Angriff den müden Byzantinern; er fordert, was 
von uns noch lebt, davon zu führen, mit Wehr und Waffen und Ge¬ 
rät, in die Freiheit, nach Thuleland. Narses hat eingewilligt: er ehre, 
sagt er, König Tejas hohes Heldentum an seines Volkes Resten. Dürfen 
wir? o dürfen wir, mein König?" 
„Ja, sprach Teja mit brechenden Augen. Ihr dürft und sollt. 
Frei, gerettet unsres Volkes Reste! — die Frauen, die Kinder — Heil 
mir! — nicht in den Vesuv! Ja, führt nach Thuleland alle noch Lebenden: 
— und nehmt auch mit die beiden Toten: den König Theoderich und —" 
„Und König Teja!" sprach Adalgoth und küßte des Toten Mund. 
J
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.