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2. „O Nöck, was hilft das Singen
dein?
Du kannst ja doch nicht selig sein!
Wie kann dein Singen taugen?" —
Der Nöck erhebt die Augen:
Sieht an die Kleinen,
Beginnt zu weinen . . .
Und senkt sich in die Flut hinein!
3. Da rauscht und braust der
Wasserfall;
Hoch fliegt hinweg die Nachtigall;
Die Baume heben mächtig
Die Häupter grün und prächtig.
O weh, es haben
Die wilden Knaben
Den Nöck betrübt im Wassersall.
4. „Komm wieder, Nöck, du singst
so schön!
Wer singt, kann in den Himmel gehn!
Du wirst mit deinem Klingen
66. Lied der
S i m o :
1. Der Mensch hat nichts so eigen,
So wohl steht ihm nichts an,
Als daß er Treu erzeigen
Und Freundschaft halten kann, —
Wann er mit seinesgleichen
Soll treten in ein Band,
Verspricht sich, nicht zu weichen,
Mit Herzen, Mund und Hand.
2. Die Red' ist uns gegeben,
Damit wir nicht allein
Für uns nur sollen leben
Und fern voir Leuten sein;
Wir sollen uns befragen
Und sehn ans guten Rat,
Das Leid einander klagen,
So uns betreten hat.
Zum Paradiese dringen!
O komm, es haben
Gescherzt die Knaben:
Komm wieder, Nöck, uub singe schön!"
5. Da tönt des Nöcken Harfenschall,
Und wieder steht der Wasserfall,
Umschwebt mit Schaum und Wogen
Den Nöck im Regenbogen:
Die Bäume neigen
Sich tief und schweigen,
Und atmend horcht die Nachtigall.
6. Es spielt der Nöck und singt mit
Macht
Von Meer und Erd und Himmels¬
pracht.
Mit Singen kann er lachen
Und selig weinen machen. —
Der Wald erbebet,
Die Sonn' entschwebet . . .
Er singt bis in die Sternennacht!
Freundschaft.
: Dach.
3. Was kann die Freude machen,
Die Einsamkeit verhehlt?
Das gibt ein doppelt Lachen,
Was Freunden wird erzählt.
Der kann des Leids sich wehren,
Der es von Herzen sagt;
Der muß sich selbst verzehren,
Der in geheim sich nagt.
4. Gott stehet mir vor allen,
Die meine Seele liebt;
Dann soll mir auch gefallen,
Der mir sich herzlich gibt.
Mit diesen Bundsgesellen
Verlach' ich Pein und Not,
Geh' auf den Grund der Höllen
Und breche durch den Tod.