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5. Ich hab', ich habe Herzen
So treue, wie gebührt,
Die Heuchelei und Scherzen
Nie wissentlich berührt!
Ich bin auch ihnen wieder
Von Grund der Seelen hold,
Ich lieb' euch mehr, ihr Brüder,
Als alles Erdengold.
67. Pflichterfüllung.
Emil Rittershaus.
1. Was die Natur dir hat gegeben,
Benutz dein zugewognes Teil,
Benutz es durch dein ganzes Leben
Zu deiner Brüder Glück und Heil!
2. Hast mit der Krast, der ganzen,
vollen,
Dn treu geschafft zum Heil der
Welt,
War gut und rein dein Streben,
Wollen,
Hat Edles dir die Brust geschwellt;
3. Danil darfst gehobnen Hauptes
walleil
Du freudig deinem Ziele zu,
Danil ist der Größte unter allen
Nicht größrer Ehre wert als dn!
68. Worte des Glaubens.
Friedrich Schiller.
1. Drei Worte nenn ich euch, inhaltschwer,
Sie gehen von Muilde zu Munde,
Doch stammen sie nicht von außen her,
Das Herz nur gibt davon Kuilde.
Denl Menschen ist aller Wert geraubt,
Wenn er nicht mehr an die drei Worte glaubt.
2. Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei,
Uub würd er in Ketten geboren.
Laßt euch liicht irren des Pöbels Geschrei,
Nicht ben Mißbrauch rasender Toreil.
Vor dem Sklaven, wenn er die Kette bricht,
Vor dem freien Menschen erzittert nicht!
3. Und die Tugeild, sie ist keiil leerer Schall;
Der Mensch kailn sie üben im Leben,
Und sollt er auch straucheln überall,
Er kaun nacs; der göttlichen streben,
Und was keiil Verstand der Verständigen sieht,
Das übet in Einfalt ein kindlich Gemüt.
4. Und ein Gott ist, ein heiliger Wille lebt,
Wie auch der menschliche wanke;
Hoch über der Zeit und deni Raume webt
Lebendig der höchste Gedanke,
Und ob alles in ewigem Wechsel kreist,
Es beharret im Wechsel ein ruhiger Geist.