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Kämpfe der Römer und Germanen.
Norikum und Rätien und belagerten sogar Aqnileja. Erst nach neun-
jährigem Kriege nötigte sie Mark Aurel zum Frieden. Im letzten
Jahre vor seinem Tode nahm er den Kamps gegen sie wieder auf und
führte ihn mit wechselndem Erfolge. Schon war er nahe daran, sie end-
gültig zurückzudrängen, als er 180 starb. Sein Sohn Commodns be-
gnügte sich mit einer scheinbaren Unterwerfung, um nach Rom zurück-
kehren und dort seinen Lüsten frönen zu können.
§ 8. Die Rhein- und Donaugrenze. Nach der Abberufung des Ger-
manikns war der Rhein wieder die Grenze zwischen dem Reich und den Ger-
matten geworden. Ans dem linken User richteten die Römer die Pro-
vinzen Germania superior und Germania inferior ein. Da im Süden
der Schwarzwald die Donaulegionen von den rheinischen trennte, schob
Vespasian die Grenze bis zum Neckar vor. Domitian begann dann
tut Anschluß an einen Feldzug gegen die Katten den Bau des Limes,
d. h. des Grenzweges, der das römische Gebiet vom Auslande trennte,
durch Organisation der Grenzbewachung aber allmählich zu einer Grenz-
sperre wurde.
Der Limes. Der rheinische Limes begann auf dem rechten Ufer des Stromes bei
Rheinbrohl, lief erst nach Südosten, dann auf dem Kamm des Taunus, in
dem die Saalburg liegt, nach Osten, umschloß, nach Nordosten ausbiegend,
die reiche Wetterau und erreichte mit scharfer Wendung nach Süden den
Main, dessen breites und tiefes Bett die Grenze bildete. Von da an sind
zwei Linien, eine ältere und eine weiter nach Osten vorgeschobene jüngere,
zu unterscheiden. Jene wandte sich von Wörth am Main in kurzem west-
lichen Bogen zur Kammlinie des Odenwaldes und auf dieser weiter bis
zum Neckar. Die unter Hadrian soder Antoninus Pius?) entstandene jüngere
Linie zweigte erst bei Miltenberg vom Maine ab und zog südwärts bis
Lorch (tun Fuße des Hohenstaufen). Hier traf sie rechtwinklig auf de» räti¬
schen Limes, der bei der Mündung der Altmühl die Donau erreichte und
aus einer Steinmauer oder einer aus Mauerwerk bestehenden Hochstraße
bestand, während bei dem jüngeren rheinischen Limes zum Palisadenzaun
noch Erdwall und Graben hinzugefügt ist. Auf dem Limes bewegten sich
die Vorposten; unmittelbar dahinter lagen etwa alle 10 Minuten Wach-
und Signaltürme, in Abständen von 1—2 Stunden kleine Zwischenkastelle
für die Ablösungsmannschaften und etwa alle 4 Stunden voneinander
größere, von Auxiliarkohorten besetzte Kastelle. Noch weiter rückwärts stellte
ein planvoll angelegtes Netz geradliniger Heerstraßen eine schnelle Verbin-
dung mit den Legionen am Rheine her. Im Schutze des Limes aber
lebten Kelten und Germanen als friedliche Kolonisten und gewöhnten sich
willig im Verkehr mit römischen Gewerbtreibenden, Händlern und Beamten
an die römische Lebensweise und höhere Kultur. — Mit dem Limes wurde
Südwestdeutschland zum Römischen Reiche geschlagen; das Land rechts des
Rheins bis zum Limes waren die agri decumates, das „Zehntland" *).
*) Die Deutung des Namens ist unsicher.