200
nur aus einem vielleicht von einem Holzzaun begleiteten Grenzweg bestand.
Dieser Weg verband hölzerne Wachttürme miteinander, auf denen die Sol¬
daten, die ihn zu überwachen hatten, postiert waren, und von denen aus
sie durch Feuerzeichen das Herannahen räuberischer Scharen melden konnten-
5 An diesem Grenzweg lagen, namentlich auch an den Stellen, wo Wege die
Grenze überschritten, kleine Erdkastelle. Unter Hadrian trat an Stelle dieses
Zaunes eine förmliche Palisade. Die Grenze wurde nach Möglichkeit ge¬
sperrt. Gleichzeitig erfolgte eine andere wichtige Änderung des Grenz¬
dienstes; während bis dahin an der Grenze selbst, wie gesagt, nur kleine
10 Wachtkommandos standen und die Truppen nach Möglichkeit zu kräftigem
Vorstoße in den Kastellen des Hinterlandes zusammengehalten wurden, wer¬
den sie jetzt an die Grenzen selbst verlegt. An Stelle der kleinen Grenz¬
kastelle traten größere, während die Kastelle des Binnenlandes aufgehoben
wurden.
15 Bald darauf begann man die Holztürme durch Steintürme zu ersetzen,
so daß jetzt vielfach neben- oder übereinander sich ein steinernes Turmfunda¬
ment und die Spuren der Eckpfosten eines Holzturmes finden. Es scheint
das allmählich geschehen zu sein. Für die Odenwaldlinie ist uns mehrfach
als Datum des Umbaues das Jahr 148 inschriftlich überliefert. An der
20 nördlichsten, der Rheinstrecke, möchte man aus den sehr spärlichen Kultur¬
resten in den Steintürmen auf ein noch späteres Datum schließen.
Immer fehlte aber auch jetzt noch dem Limes das, was wir früher als
sein eigentliches Charakteristikum ansahen, der Wall und der Graben. Er
ist erst in einer letzten Periode des Ausbaues, wahrscheinlich erst im 3. Jahr-
25 hundert, entstanden.
Auch am Limes sind erst allmählich an Stelle der Erdkastelle steinerne
getreten. Vielfach kann man auch hier noch wie am Rhein Erd- und Stein¬
kastell übereinanderliegend nachweisen. Als gutes Beispiel sei hier die
Saalburg angeführt, wo die fortgesetzten Untersuchungen eine Anlage nach
30 der anderen festgestellt haben. Zunächst lagen dort, wo die Straße de»
Paß überschreitet, zwei ganz kleine, erst in jüngster Zeit aufgedeckte Erd¬
schanzen für ein Wachtkommandv. Vielleicht von ihnen aus baute man dann
ein kleines, annähernd quadratisches Erdkastell. Dann wurde, dieses voll¬
ständig umschließend, ein großes Kohortenkastell erbaut, auch dieses zunächst
35 noch als Holz- und Erdwerk. Noch unter Kaiser Hadrian ersetzte man dessen
Umfassung durch eine festere, bei der man sich an die landesübliche Bau¬
weise, wie wir sie von den vorrömischen Ningwällen her kennen, anschloß-
Die Erdmauer wird hier beiderseits durch Stirnwände von Trockenmauer¬
werk gestützt, die durch Balken zusammengehalten werden. In gleicher
40 Weise bildeten bei den Ringwällen zwei geschichtete Stirnmauern und Bal¬
kendurchzüge das Gerüste, das die Wallschüttung zusammenhielt, und ähnlich