Full text: Lesebuch für Fortbildungsschulen

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Has Gedeihen des Volkes zu fördern und den Ertrag aus dessen Zucht 
zu erhöhen. Es ist leicht erklärlich, daß man zunächst die Natur- 
wohnungen wildlebender Bienen nachbildete. Im waldreichen Deutsch¬ 
land, wo die Bienen am häufigsten in Baumhöhlen hausten, wurden 
Klötze ausgehöhlt und mit Thürchen versehen, damit der Honig leichter 
geerntet werden konnte. Solche Stöcke sind jetzt noch hie und da im 
Gebrauch, besonders in slavischen Ländern. 
Die schwierige Herstellung und Handhabung der Klötze führte in¬ 
dessen bald zur Anfertigung leichterer Bienenwohnungen ans Stroh und 
Schilfrohr. Unter ihnen erlangte der faß- oder glockenförmige Stroh¬ 
korb die größte Verbreitung. Auch noch gegenwärtig ist er eine nament¬ 
lich bei der ländlichen Bevölkerung sehr geschätzte Bienenwohnung. 
Doch blieb es nicht beim einfachen Korbe. Man beobachtete, daß 
die Bienenfamilie im Winter einen weit kleineren Raum braucht als 
gegen Ende des Frühjahrs und im Sommer; vielen war auch das 
Ausschneiden des Honigs ans dem Hauptsitze der Bienen eine zu lästige 
Sache. Infolgedessen entstanden teilbare Wohnungen, die sich 
-aus einzelnen Strohringen oder Holzkästchen 31t beliebiger Größe zu¬ 
sammensetzen lassen. 
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts machte der schlesische Pfarrer 
Dr. Johann Dzierzon die Entdeckung, daß die Bienen nach der Anlei¬ 
tung des Züchters bauen, wenn er ihnen durch kleine Wabenstückchen, 
sogenannten Vorbau, die Richtung des Baues bezeichnet. Er befestigte 
nun solchen Vorbau an geeigneten Holzstäbchen und legte diese in finger¬ 
breiten Abständen quer über das offene Haupt seiner Bienenklötze. Die 
ausgebauten Waben konnten später nach Belieben herausgenommen und 
wieder eingesetzt werden. Damit war die Wohnung mit beweglichem 
Bau, der Dzierzonstock, erfunden. Weil aber die Waben erst von 
den Seitenwänden der Wohnung losgeschnitten werden mußten, ehe man 
sie herausnehmen konnte, und da sie auch sehr leicht von den Stäbchen 
brachen, stattete man die Stöcke mit Rähmchen aus, wodurch die Be¬ 
weglichkeit des Baues wesentlich gehoben wurde. 
Dzierzons Erfindung erwies sich bald als die bedeutsamste, die 
jemals aus diesem Gebiete gemacht worden ist. Die neue Einrichtung 
gestattete einen genauen Einblick in das Bienenlebcn, was nach und 
nach die gesamte Bienenzucht auf die Bahn eines vordem nie dage¬ 
wesenen Fortschritts brachte. Aus dem Dzierzonstock kann der Imker 
auch den Honigüberschuß jederzeit ohne Gefahr für die Bienen entnehmen 
und dadurch seine Ernten vergrößern. Dazu kommt noch der höchst 
wichtige Umstand, daß es bei dieser Stockform möglich ist, einen im 
Bienenhaushalt entstandenen Schaden sofort zu erkennen und zu heilen. 
In unserm Klima müssen die Bienenwohnungen wegen der manch-
	        
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