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I. Epische Poesie.
Und aus des Toten Schild hernach
Roland das lichte Kleinod brach
Und freute sich am Glanze.
16. Dann barg er's untermKleide gut
Und ging zu einem Quelle,
Da wusch er sich von Staub und Blut
Gewand und Waffen helle.
Zurücke ritt der jung' Roland
Dahin, wo er den Vater fand
Noch schlafend bei der Eiche.
17. Er legt' sich an des Vaters Seit',
Vom Schlafe selbst bezwungen,
Bis in der kühlen Abendzeit
Herr Milon aufgesprungen:
„Wach auf, wach auf, mein Sohn
Roland!
Nimm Schild und Lanze schnell zur Hand,
Daß wir den Niesen suchen."
18. Sic stiegen auf und eilten sehr,
Zu schweifen in der Wilde,
Roland ritt hinterm Vater her
Mit dessen Speer und Schilde.
Sie kamen bald zu jener Statt',
Wo Roland jüngst gestritten hätt',
Der Niese lag im Blute.
19. Roland kaum seinen Augen glaubt',
Als nicht mehr war zu schauen
Die linke Hand, dazu das Haupt,
So er ihm abgehauen,
deicht mehr des Niesen Schwert und
Speer,
Auch nicht sein Schild und Harnisch mehr,
Nur Rumpf und blut'ge Glieder.
20. Milon besah den großen Rumpf:
„Was ist das für 'ue Leiche?
Man sieht noch aiu zerhau'nen Stumps,
Wie mächtig war die Eiche.
Das ist der Riese, frag' ich mehr?
Verschlafen hab' ich Sieg und Ehr',
Drum muß ich ewig trauern."
21. Zu Aachen vor dem Schlosse stund
Der König Karl gar bange:
„Sind meine Helden wohl gesund?
Sie weilen allzu lange.
Doch seh' ich recht, aus Königswort!
So reitet Herzog Haimon dort,
Des Niesen Haupt am Speere."
22. Herr Haimon ritt in trübem Mut,
Und mit gesenktem Spieße
Legt' er das Haupt, besprengt mit Blut,
Dem König vor die Füße:
„Ich fand den Kopf im wilden Hag,
Und fünfzig Schritte weiter lag
Des Riesen Rumpf am Boden."
23. Bald auch der Erzbischof Turpin
Den Riesenhandschuh brachte,
Die ungefüge Hand noch drin,
Er zog sie aus und lachte:
„Das ist ein schön Reliquienstück,
Ich bring' es aus dem Wald zurück,
Fand es schon zugehauen."
2-1. Der Herzog Naims von Bayer¬
land,
Kam mit des Riesen Stange:
„Schaut au, was ich im Walde fand!
Ein Waffen, stark und lange.
Wohl schwitz' ich von dem schweren Druck;
Hei! Bayrisch Bier ein guter Schluck
Sollt' mir gar köstlich munden!"
25. Gras Richard kam zu Fuß daher,
Ging neben seinem Pferde,
Das trug des Riesen schwere Wehr,
Den Harnisch samt dem Schwerte:
„Wer suchen will im wilden Tann,
Manch Waffenstück noch finden kann,
Ist mir zu viel gewesen."
26. Der Graf Garin tät ferne schon
Den Schild des Riesen schwingen.
„Der hat den Schild, des ist die Krön',
Der wird das Kleinod bringen!"