Full text: [Teil 7 = (8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 7 = (8. Schuljahr), [Schülerband])

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der Vater sich umwandte dem Dörflein zu, tauchte aus der Tiefe 
der Schlucht ein irrer Blick in das blinkende Sternenlicht, und mit 
Himmelsgewalt schlug wie ein siegreicher Blitzstrahl ein Seelenschrei in 
die Unendlichkeit: „Herr Gott, ich muß der Bltmutter zum Nachtmahl 
helfen." 
Der Nachtwächter war langsam hinaufgestiegen auf den Nirch- 
hofhügel. Man sah dort am weitesten umher. Tr spähte in die 
schneelose Landschaft hinaus, sein Blick weilte ein wenig bei den 
dunklen Tannen, die das wolfsloch zudeckten. Dann ging der Mann 
langsam über den Hellen Friedhof. Bn einem großen Grabhügel 
stand er stille, hier lagen siebzehn, die aus zwei Tage an der 
Pest gestorben waren. Darunter auch sein Weib und zwei Mägdlein. 
Tin drittes, die älteste, hatte das Uriegsvolk mitgeschleppt. Sie war 
nimmer heimgekommen. 
Nimmer heimgekommen! Da schnürte es ihm das herz zu. Tr 
dachte an seinen Buben. Über wie er nun, um von neuem zu 
spähen und zu lauschen, das Bntlitz hob, leuchteten ihn die Sterne 
so mild und tröstlich an, daß ihm die Bugen feucht wurden. Und 
mit einem Male fiel's ihm ein: heute ist der Heiland geboren. Tr 
schaute nach dem Stand der Gestirne. Ts war um die halbe Nacht. 
Tr .nahm sein Horn und blies die zwölfte Stunde. Dann schritt 
er den Hügel hinab. Bls er von der sternhellen höhe in die finstere 
Dorfgasse getreten war, hielt er stille und hub mit lauter Stimme 
zu singen an: 
vom Himmel hoch, da komm' ich her, 
ich bring' euch gute, neue Mär, 
der guten Mär bring' ich so viel, 
davon ich singen und sagen will. 
Tr wollte gerade weiterfahren: Luch ist ein Nindlein heut' geborn, 
da sah er eine hohe Gestalt die Dorfgasse heraufkommen. „So hoch¬ 
gewachsen ist nur einer," jauchzte sein herz, „mein Bub'!" Mit raschen 
Schritten ging er ihm entgegen. Der Bursch kam langsam, er war 
barhäuptig, die Brme über der Brust gefaltet. Im Schatten einer 
Scheune stand er still, halb freudig, halb verwundert trat der Vater 
ihm nahe. Uber ehe er fragen mochte, rief ihm der Sohn mit leiser, 
fremdartiger Stimme: „Vater, holt den Pfarrer, die Bltmutter kann 
zum Nachtmahl." Und flüsternd fügte er hinzu: „'s ist Friede!" 
„Friede!" schrie der Mann und taumelte zurück. „Friede," wieder¬ 
holte er, und die Tränen stürzten ihm aus den Bugen, und er 
zitterte wie im Fieberschauer. Line weile stand er in sich versunken 
und murmelte vor sich hin immer nur das eine Wort: Friede. Dann
	        
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