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wir besitzen eine Beschreibung des Hospitals beim Kloster Corvey
(dem alten Corvey an der Somme) aus der Zeit des Abts Adelhard
(etwa 822), die uns zeigt, wie es in einem solchen Hospital zuging.
In demselben sind als ständige Insassen 12 Arme, außerdem sind die
täglich ankommenden zu verpflegen. Jeden Tag werden an das Spi-
tal 45 Brote von gemischtem Korn, jedes zu 3Vs Pfund und 5 Brote
von Spelt geliefert. Der hospitalarius gibt den Fremden, die über
Nacht bleiben, jedem ein Brot und morgens als Wegzehrung ein hal¬
bes. Die Lpeltbrote erhalten fremde Kleriker, wenn der hospitala¬
rius aber unter den Ankommenden Abgemattete findet oder Kinder,
so bekommen diese das Speltbrot. An wein werden täglich 6 Sextar
geliefert. Davon erhalten die 12 ständigen Insassen des Spitals jeder
zwei Becher, den Best die Kranken und Armen. Auch die abgelegten
Kleider und Schuhe der Mönche werden verteilt und außerdem an
Geld täglich vier Denar. Bestritten wird der Aufwand dadurch, daß
den Bestimmungen des Konzils von Aachen gemäß von allen Ein¬
nahmen des Klosters der Zehnte gegeben wird.
Durch die von Llugny ausgehende Reform des Klosterlebens nahm
auch die Liebestätigkeit der Klöster einen neuen Aufschwung. Clugny
selbst ging darin allen voran. Auch hier bestand ein Hospiz für die
Reisenden höheren Standes, während die Versorgung der großen Menge
von Unbemittelten und Armen, die beim Kloster anklopften, dem hospi¬
talarius zufiel, dem 6 Diener zur Seite standen, ein Zeichen, wie
ausgedehnt seine Arbeit war.
Jeder, der kam, erhielt 1 Pfund Brot und morgens bei der Abreise
y2 Pfund, dazu V2 justitia (das den Mönchen täglich gereichte Quan¬
tum) wein. Zu diesem Zwecke wurde, was an Brot und wein im
Refektorium der Mönche übrig blieb, dem hospitalarius abgeliefert,
sodann täglich so viele vollständige Präbenden an Brot, wein, Bohnen
und was sonst noch jedem einzelnen Mönche täglich zukam, als für
Brüder an dem betreffenden Tage das Anniversar (das jährliche Ge¬
dächtnis am Todestage) gehalten wurde. Für jeden im Kloster selbst
verstorbenen Bruder wurde ebenso seine Präbende noch 30 Tage nach
seinem Tode dem hospitalarius zu Almosen ausgehändigt, dauernd
auch für einige besondere Wohltäter des Klosters, namentlich für den
Kaiser Heinrich und den Abt Ddilo, den eigentlichen geistlichen Vater
ClUgnys. von den in der Kirche gegebenen Ablationen fällt dem
hospitalarius der Zehnte zu. Davon schafft er Fleisch an und gibt
jedem bedürftigen Reisenden 1 Denar, jedoch unter der Bedingung,
daß jeder nur einmal im Jahre kommen darf. Für Witwen, Waisen,
Lahme, Blinde und für alte Leute, denen das gewöhnliche Brot zu
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