Full text: [Teil 7 = (8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 7 = (8. Schuljahr), [Schülerband])

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wie zwei eintrocknende Teichlein in seinem Kopf stehen, und hebt an, 
mit den dürren Krmen und knochigen Händen blindlings um sich zu 
schlagen. 
Die Kinder hüten sich, in den Bereich seiner hiebe zu kommen- 
in einem Kreis ihn umstehend, lassen sie einen Kegen spottender Worte 
und Gelächters über den Men ergehen, und so ist es mehr sein lächer¬ 
liches Kussehen als seine Tapferkeit, das den Pepp eine weile vor 
seinen Kameraden rettet, wenn der Sepp ausgetobt hat, pflegt er, 
fast schwindlig geworden, die Kugen aufzutun, packt dann des Urenkels 
Hand in die seine und läuft mit ihm hinweg. Dieses Fortlaufen 
bringt, wenn die spottsüchtige Jugend sie nicht verfolgt, die zwei 
ungleichen Menschen zumeist aus dem Dorf hinaus, und sie streifen 
ziellos und planlos irgendwohin. Ihr Gehen ist mehr ein Dahin¬ 
dämmern,- der Kleine schaut den Himmel, der Me den Boden an, 
der Pepp summt, rasch zufrieden geworden, leise vor sich hin, der Me 
schwankt fürbaß in seinem lässigen Gang und läßt den Kopf gleich 
einer Pagode hin und her pendeln. 
So können sie miteinander zufrieden und ins Blaue hineinwan¬ 
dern, bis sie sich ebenso aufs Geratewohl irgendwo niederlassen, um 
auszuruhen. Und wiederum aufs Geratewohl bleiben sie mit ihren 
himmelan und zu Boden staunenden Blicken sitzen, bis ihr Magen, ihre 
Uhr, sie mahnt, wenn der Hunger sie treibt, suchen sie den Heimweg 
wieder. Der kleine Pepp hat auf diesen Wanderungen nach und nach, 
weil seine Kugen aus einer kindischen Gewohnheit heraus immer den 
Himmel suchen, eine neugierige Liebe für die große, unbekannte Welt, 
die sich blau oder grün über ihm wölbt, bekommen. 
Sein Blick ist für alle möglichen Erscheinungen am Himmelsgewölbe 
scharf geworden, und er legt sich ihre Ursachen und Wirkungen nach 
seiner weise zurecht. So fährt er manchmal jäh mit dem kleinen Krm 
zur höhe: „Siehst, Ktti" — er gibt dem Urgroßvater den volksge¬ 
wohnten Vaternamen — „siehst die Wolke dort, dort fährt der Herr¬ 
gott spazieren." Dann staunt er andächtig einer weißen, gleitenden 
Wolke nach, die für ihn der wagen ist, in dem der prächtige Himmels¬ 
vater hoch über seinem Keich, der Erde, auf diese herabblickend, vor¬ 
überfährt. 
Besonders gern hat der Pepp die Sterne. Tr sitzt oft bis in 
alle Uacht hinein auf der schmalen Holzbank am Haus und staunt die 
flirrenden himmelslichter an, und der Sepp leistet ihm Gesellschaft. 
„Jetzt ist wieder eins angezündet," zählt der Bub, „und jetzt 
wieder eins" — und er sieht mit seinem inneren Kuge kleine Engel 
zwischen den Sternen gehen und immer neue anzünden. Eine Frage,
	        
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