— 243 —
Heere gedient, sich mit einer großen Schar Flüchtiger nach Spanien gewandt
hatte und von diesem seinem Gesolge fast gezwungen worden war, sich an Ser-
torius anzuschließen. Eigenwillig, ehrgeizig und doch ungeschickt, führte er so
ziemlich auf eigene Faust Krieg und trug wesentlich zu den Verlusten bei, die
Sertorius erlitt. Zuletzt bereitete er diesem gar den Untergang. Er stiftete
im Lager eine Verschwörung, die den Zweck hatte, Sertorius zu ermorden.
Als alles vorbereitet war, schickte er dem arglosen Mann einen gefälschten Brief
zu, in dem ein Unterfeldherr meldete, daß er eine große Schlacht gewonnen
habe, und lud ihnein, zur Feier dieses Ereignisses an einem Mahle teilzunehmen,
das er veranstalten wolle. Sertorius kam und überließ sich der Freude und
der Geselligkeit. Plötzlich gab Perperna das verabredete Zeichen, indem er
eine Trinkschale zu Boden warf. Die Verschworenen stürzten sich auf Sertorius,
einer drückte ihn nieder, die andern durchbohrten ihn mit ihren Schwertern.
So war denn das Haupt des spanischen Aufstandes gefallen, und Perperna
war nicht fähig, den hilflosen Körper neu zu beleben. Pompejus hatte leichtes
Spiel. Er schlug Perperna, der sich den Oberbefehl angemaßt hatte, in einer
blutigen Schlacht, nahm ihn gefangen und ließ ihn sofort töten. Dann ordnete
er die Verhältnisse Spaniens, so gut es gehen wollte, verherrlichte seinen Feld¬
zug durch eine Inschrift, in welcher mit eitlem Pompe gerühmt ward, daß er
826 Städte von den Alpen bis zum Meere eingenommen habe, und machte sich
auf den Heimweg. Wohl aber verschwieg er, daß er sechs Jahre sich mit Ser¬
torius herumgeschlagen und ihn nicht selbst überwunden hatte. Er war eben
ein verzogener Liebling des Glückes. Dieses spielte ihm noch einen zweiten
Sieg in die Hände. Während er in Spanien beschäftigt war, hatten sich in
Capua 70 Fechtersklaven ihrer schmachvollen Knechtschaft gewaltsam entledigt.
In den Schluchten des nahen Gebirges hatten sie eine Zuflucht gefunden, und
unter Anführung eines ihrer Genossen, des tapferen Thrakiers Spartacus,
das Land weit und breit gebrandfchatzt. Wo sie sich zeigten, riefen sie die
Sklaven zur Selbstbefreiung auf, und diese strömten in solcher Masse zu ihnen,
daß ihr Heer anschwoll wie eine Lawine. Von 70 stieg ihre Zahl auf 70 000.
Die bewaffnete Macht, welche von Rom aus gegen sie zog, wurde von ihnen
geschlagen, Haß und Verzweiflung verliehen ihnen außerordentliche Widerstands¬
kraft. Rom mußte sich zu größeren Rüstungen entschließen, zwei konsularische
Heere rückten gegen sie an, aber beide erlitten eine Niederlage. Die Sklaven
machten viele Gefangene und ließen sie zum Entgelt für die ihnen angethane
L-chmach paarweise ans Leben nnd Tod miteinander kämpfen; der Sieger ward
mit wildem Hohngelächter von ihnen selbst niedergestochen. Darauf näherten
sie sich der Hauptstadt, die Mauern und Thore derselben mußten in Vertei¬
digungsstand gesetzt werden. Es schien, als sollte jetzt das Strafgericht über
die römischen Sklavenhalter hereinbrechen, die in den Sklavenzwingern mit
Füßen getretene und entwürdigte menschliche Natur schien Rache zu fordern für
das ihr zugefügte Unrecht. Wiederholt schon waren Italien und Sicilien durch
Sklavenaufstände beunruhigt worden, aber eine so furchtbare Gestalt hatte noch
keiner angenommen. _ Spartacus freilich wollte nichts anderes als die Armen,
die er befreit hatte, in die Heimat zurückführen, aber wie konnte er der sieges¬
trunkenen Menge, die in den Sklavenketten den Gebrauch der Freiheit verlernt
hatte, seinen maßvollen Sinn einflößen! Plündernd wälzte sich die Flut von
Ort zu Ort, die einen wollten dies, die andern das, die meisten hätten am
16*