Full text: [Teil 7 = (8. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 7 = (8. Schuljahr), [Schülerband])

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Mas ich Schönes von ihm und seinem Hause sagen kann, ist nur da, 
weil sie beide die große Stille haben, der Mann und das Haus. 
Kommt ihr hin, ihr Leute, mit eurer Neugier und eurem Mitleid, 
selbst mit eurer freundlichen Liebe, so macht ihr mir den Mischer 
entweder scheu — dann schlüge er sich in die Berge — oder aber 
zutraulich, und dann schliffe er sich ab an euren guten Sitten, täte 
seine Bugen eurem großen Leben auf und würde fremd in seinem 
Winkel. 
Der Fischer Liberins Infanger ist hager, mittelgroß und hat 
einen schwarzen, kurz und rund geschnittenen Bart. Er ist weder 
schön noch häßlich, wenn jemand sich die Mühe nehmen wird, dar¬ 
über nachzudenken, welches von beiden er ist. Es wird ihn auch 
keiner wegen seiner Kraft bestaunen, wie man wohl den und jenen 
Gebirgler bestaunt. Zähe Glieder hat er deswegen doch und sehnige 
Fäuste, die den Nauen schon durch manchen Sturm über den See 
gezwungen haben. 
Liberius hatte eine Frau, wie sie sie dazuland haben, bescheiden, 
aus armen Verhältnissen stammend. Sie war in einem benachbarten 
Dorfe daheim gewesen, wo er seine Fische zum Teil verhandelte. 
Mit siebzehn Jahren hatte sie den Liberius genommen. Ihre Liebes¬ 
geschichte ist weder lang noch außergewöhnlich. Mit dem Kirchweih¬ 
tanz hat sie begonnen, mit ein paar heimlichen Zusammenkünften 
sich fortgesetzt, mit der Heirat geendet. Dann hob ein gemeinsames 
Hausen an, das sich in nichts von dem anderer Ehepaare unterschied, 
die schlecht und recht sich durchs Leben schlagen. Sie waren vergnügt 
beisammen, vielleicht um so vergnügter, weil die andern Menschen nicht 
zu nah' bei ihnen wohnten. Die Isidore freute sich, daß der Mann 
nicht trank, wie der Vater und die Brüder daheim es getan, sah, 
wie er ein fleißiger und sparsamer Mensch war, und tat es deshalb, 
fast ohne es zu merken, ihm nach. Lin bißchen Eigensinn und Sonder¬ 
barkeit, aus vielem Alleinsein herausgewachsen, bemühten sie weiter 
nicht groß, wenn er in seiner Eigenheit Morte gab, so hatte sie 
eine Zunge, die ihm nichts schuldig blieb. Einmal als sie ins Zanken 
und Keifen kamen, hieb Liberius auch zu. Lr fluchte nach landläufiger 
Art. Aber auch die Redensarten der Isidore waren nicht feiner 
als die anderer Meiber. Daß ihr mir also kein Mesens aus ihnen 
macht, nicht etwa vornehmes hinter ihnen sucht oder meint, zwei 
solche lebten nicht mehr! In allen Dörfern, meine Heimat auf und 
ab, könnt ihr sie sehen, den Liberias und die Isidore. Meine Geschichte 
aber hebt jetzt an, an dem Tag, an welchem Liberias mit der Isidore 
zum Brzt nach Schwyz fuhr, weil sie seit Monaten schon grausamen 
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