Full text: [Abteilung 1 = Unter-Tertia, [Schülerband]] (Abteilung 1 = Unter-Tertia, [Schülerband])

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über den Bach führenden Steinbrücke die Vorbereitungen zur Sprengung 
getroffen. Die Mitte der deutschen Heeresaufstellung bildete die Division 
des Generals von Schmeling, und zwar hielt die Artillerie den Höhen— 
zug bei Hericourt besetzt, während das Fußvolk in und bei diesem Orte 
sowie bei dem südlich davon liegenden Mömpelgard Stellung nahm. Der 
rechte Flügel setzte sich aus den Truppen des Generals von der Goltz 
und des Generalmajors von Degenfeld zusammen. Der linke Flügel 
bestand aus acht Bataillonen Landwehr und stand zwischen Mömpelgard 
und Delle nahe der Schweizer Grenze. Hinter diesen Truppenlinien 
befanden sich starke Reserven, zum Teil von Badenern gebildet. 
Die Erde erglänzte im Winterkleide, stellenweise bedeckte fußhoher 
Schnee den Boden, ein eisiger Wind steigerte die Kälte bis auf 
Wohl schauerten die deutschen Soldaten fröstelnd zusammen, aber ein 
jeder von ihnen wußte, was auf dem Spiele stand, jeder kannte die hohe 
Bedeutung gerade dieser deutschen Wacht. Wer die Zeit dieser großen 
Kämpfe mit durchlebt hat, erinnert sich für immer der Besorgnisse, welche 
man für Werder und dessen tapferes Corps hegte. Es war kein Ge⸗ 
heimnis mehr, daß der mit großer Übermacht heranziehende Feind die 
Absicht hatte, über Belfort hinaus durch das Elsaß nach Süddeutschland 
hineinzustoßen. Wenn Werder sich nicht hielt — so war diese Gefahr 
nicht mehr abzuwenden. Auf den Führer des 14. Corps blickte daher 
alles mit banger Erwartung, mit stiller Hoffnung. Und wahrlich, die 
Lage dieses Corps war eine ernste; allein auf eigene Kraft angewiesen, 
vorgetrieben in die von Feinden wimmelnde Gegend, glich das kleine Heer 
den Spartanern, welche den Thermopylenpaß mit ihren Leibern decken 
mußten; es glich einem Damme, dessen Schutzpfähle aus Menschenleibern 
gebildet sind, gegen die ein Meer von lebenden, wütend heranstürmenden 
Geschöpfen sich heranwälzt. Wurden jene Pfähle an einer Stelle von 
den Wogen durchbrochen, dann schwemmte deren Gewalt die ganze Schutz— 
wehr hinweg und ergoß sich vernichtend über das deutsche Land. Es 
war ein heiliger Kampf, den das Häuflein zu bestehen und durchzuführen 
entschlossen war; festen Mutes erwartete es den Anprall der feindlichen 
Massen. „Fest stehen!“ hieß die Parole — „Hier siegen oder sterben!“ 
das entscheidende Losungswort. 
IL. 
Die dunkeln Massen des Feindes zogen gleich einem unheildrohenden 
Gewitter immer näher heran. Mit dem 12. Januar begannen kleinere 
Vorpostengefechte, die sich immer häufiger wiederholten, bis am 15. Januar 
der Gegner zum Angriff schritt. Zwei französische Corps rückten gegen 
den linken und rechten Flügel der Deutschen, zwei weitere Corps gegen 
die Mille an. Die hundert Geschütze und zwei Mitrailleusenbatterien 
der französischen Artillerie nahmen die vorderste Linie ein. Den schärfsten
	        
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