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für die Freude an schönen Bauwerken wieder hob. Wer die neueren
Schulen und andern städtischen Bauten Dresdens, die neuen Staats- und
Reichsgebäude, die neuen Kasernen, den herrlichen Neubau des Königs⸗
schlosses betrachtet und den modernen Häuserbau in den besseren Stadt—
teilen beobachtet, muß bekennen, daß die sächsische Residenz Schritt hält
mit dem Aufschwunge, den seit der politischen Einigung der Nation mit
allen übrigen Zweigen der Kunst auch die Baukunst in Deutschland ge⸗
nommen hat.
III.
Neben Dresdens Bauwerken sind es seine Museen, die den Namen
dieser Stadt zu einem weltberühmten gemacht haben. Beide sind dem⸗
selben Sinne der sächsischen Fürsten für Kunst und Wissenschaft ent—
sprungen, und beide zeigen ihre innerliche Verwandtschaft auch äußerlich
dadurch, daß die herrlichsten Sammlungen auch von den herrlichsten
Gebäuden eingeschlossen werden. Es giebt beinahe keinen Zweig der
Kunst und der Wissenschaft, der nicht in diesen Sammlungen vertreten
wäre, und es haben sich in ihnen im Laufe von Jahrhunderten Schätze
aufgehäuft, deren Geldwert, so groß er auch sein mag, weit gegen ihren
ideellen Wert zurücktritt. Sie dienen ja nicht der bloßen Schaulust,
obgleich diese Seite gerade bei den berühmtesten von ihnen äußerlich
am meisten zur Geltung kommt; ihre Hauptbedeutung liegt vielmehr in
den gar nicht zu ermessenden Anregungen auf dem Gebiete der Kunst,
des Kunstgewerbes und der Wissenschaft, die von ihnen ununterbrochen
ausgehen. Diese Wirkungen lassen sich nicht unmittelbar nachweisen,
zum Teil, weil es meistens Einzelwirkungen sind, die oft in die Ferne
sich zerstreuen; denn wie mancher mag in Dresdens Sammlungen Ideen
empfangen haben, die weit von Dresden verwirklicht worden sind! Wie
manches Samenkorn mag hier zum Keimen gekommen sein, das erst viel
später zur schönen Pflanze emporgewachsen ist!
Die Kunstsammlungen sind es auch, welche der Stadt den Ehren⸗
namen „Elbflorenz“ verschafft haben; die frühere Bezeichnungsform ist
„deutsches Florenz“ und von Herder zuerst gebraucht worden. In einem
Aufsatze über die Kunstsammlungen in Dresden sagt dieser Dichter, daß
durch sie Dresden „in Ansehung der Kunstschätze ein deutsches Florenz
geworden“, und feiert es mit den Worten:
„Blühe, deutsches Florenz, mit deinen Schätzen der Kunstwelt!“
Das neue Museum, wie der Sempersche Prachtbau, welcher die
Nordostseite des Zwingervierecks schließt, im Gegensatze zum alten Museum
genannt wird, dem jetzigen Museum Johanneum, enthält in seinen oberen
Teilen die Gemäldegalerie, in den unteren das Kupferstichkabinett. Für
die Gemäldegalerie hatte schon August der Starke in Frankreich und
Holland manches erworben; aber den Ruhm, neben den Galerien von
Florenz und dem Louvre in Paris die größte Bildersammlung der Welt