Full text: [Teil 7 = Klasse 3, [Schülerband]] (Teil 7 = Klasse 3, [Schülerband])

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15. Und der Herr verschwand; doch eil'ger, als er erst den Tod geflohen, 
Flieht der Jünger jetzt das Leben, dem des Meisters Blicke drohen. 
Schnell den Lanf zurückgewendet! Über Hellas graut es schon, 
Nervs gvldnes Haus erglänzet bald als goldner Sonnenthron. 
16. Und die Sonne, die jetzt Freuden ausgießt über allen Landen, 
Trifft die Christen laut noch jubelnd, den Apostel doch in Banden. 
Lauter weinend sah sie jeue, als sie wieder sank zll Tal, 
Doch ein selig sterbend Antlitz traf am Kreuz ihr letzter Strahl. 
14. Des Sängers ^luck. von Luclwlg mund. 
Gedichte. Kritische Ausgabe von Erich Schmidt und Julius Hartmann. 
1. Band. Stuttgart 1898. S. 306. 
1. Es stand in alten Zeiten ein Schloß so hoch und hehr; 
Weit glänzt' es über die Lande bis an das blaue Meer, 
Und rings von duft'gen Gärten ein blütenreicher Kranz, 
Drin sprangen frische Brunnen in Regenbogenglanz. 
2. Dort saß ein stolzer König, an Land und Siegen reich; 
Er saß ans seinem Throne so finster und so bleich; 
Denn was er sinnt, ist Schrecken, und was er blickt, ist Wut, 
Und was er spricht, ist Geißel, und was er schreibt, ist Blut. 
3. Einst zog nach diesem Schlosse ein edles Sängerpaar, 
Der ein' in goldnen Locken, der andre grau von Haar; 
Der alte mit der Harfe, der saß auf schmuckem Roß, 
Es schritt ihm frisch zur Seite der blühende Genoß. 
4. Der alte sprach zum jungen: „Nun sei bereit, mein Sohn! 
Denk unsrer tiefsten Lieder, stimm' an den vollsten Ton! 
Nimm alle Kraft zusammen, die Lust und auch den Schmerz! 
Es gilt uns heut, zu rühren des Königs steinern Herz." 
5. Schon stehn die beiden Sänger im hohen Säulensaal, 
Und auf dem Throne sitzen der König und sein Gemahl — 
Der König furchtbar prächtig wie blnt'ger Nordlichtschein, 
Die Königin süß und milde, als blickte Vollmond drein. 
6. Da schlug der Greis die Saiten, er schlug sie wundervoll, 
Daß reicher, immer reicher der Klang zum Ohre schwoll; 
Dann strömte himmlisch helle des Jünglings Stimme vor, 
Des Alten Sang dazwischen wie dumpfer Geisterchor. 
7. Sie singen von Lenz und Liebe, von sel'ger goldner Zeit, 
Von Freiheit, Männerwürde, von Treu' und Heiligkeit;
	        
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