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So ich mit vorgerecktem Kopf
140 Begierlich bringe gleich zu Kropf.
Indes der Wächter elfe schreit.
Mein Herr denkt: Es ist Schlafenszeit,
Ruckt seinen Stuhl und nimmt das Licht;
„Gut Nacht, Herr Pfarr!" — Er hört
145 es nicht.
Im Finstern wär' ich denn allein.
Das ist mir eben keine Pein.
Ich hör' in der Registratur
Erst eine Weil' die Totenuhr,
150 Lache den Marder heimlich aus,
Der scharrt sich müd' am Hühnerhaus;
Windweben um das Dächlein stieben;
Ich höre, wie im Wald da drüben —
Man heißet es ,Jm Vogeltrost' —
155 Der grimmig Winter sich erbost,
Ein Eichlein spalt't jähling mit Knallen,
Eine Buche, daß die Täler schallen.
— Du meine Güt', da lobt man sich
So frommen Ofen dankbarlich!
160 Er wärmelt halt die Nacht so hin,
Es ist ein wahrer Segen drin.
— Jetzt, denk' ich, sind wohl hie und dort
Spitzbuben aus auf Raub und Mord;
Denk', was eine schöne Sach' es ist,
165 Brave Schloß und Riegel zu jeder Frist!
Was ich wollt' machen herentgegen,
Wenn ich eine Leiter hört' anlegen;
Und sonst was so Gedanken sind;
Ein warmes Schweißlein mir entrinnt.
170 Um zwei, gottlob, und um die drei
Glänzet empor ein Hahnenschrei,
Um fünfe, mit der Morgenglocken
Mein Herz sich hebet unerschrocken,
Ja voller Freuden auf es springt,
175 Als der Wächter endlich singt:
„Wohlauf, im Namen Jesu Christ!
Der helle Tag erschienen ist!"
Ein Stündlein drauf, wenn mir die
Sporen
180 Bereits ein wenig steif gefroren,
Rasselt die Lis' im Ofen, brummt,
Bis 's Feuer angeht, saust und summt.
Dann von der Küch' 'rauf, gar nicht übel,
Die Supp' ich wittre, Schmalz und
Zwiebel. 185
Endlich gewaschen und geklärt,
Mein Herr sich frisch zur Arbeit kehrt.
Am Samstag muß ein Pfarrer fein
Daheim in seiner Klause sein,
Nicht visiteln, herumkutschieren, 190
Seine Faß einbrennen, sonst hantieren,
Meiner hat selten solch Gelüst.
Einmal — ihr sagt's nicht weiter just —
Zimmert' er den ganzen Nachmittag
Dem Fritz an einem Meisenschlag 195
Dort an dem Tisch und schwatzt' und
schmaucht',
Mich alten Tropf kurzweilt' es auch.
Jetzt ist der liebe Sonntag da.
Es läut't zur Kirchen fern und nah. 200
Man orgelt schon; mir wird dabei,
Als säß' ich in der Sakristei.
Es ist kein Mensch im ganzen Haus;
Ein Mücklein hör' ich, eine Maus.
Die Sonne sich ins Fenster schleicht, 205
Zwischen die Kaktusstöck' hinstreicht
Und gleitet übern Armstuhl frank
Hinüber an den Bücherschrank.
Da stehn in Pergament und Leder
Voran die frommen Schwabenväter. 210
Wie sie die goldnen Namen liest,
Noch goldener ihr Mund sie küßt.
Jnmittelst läuft ein Spinnlein zart
An mir hinauf nach seiner Art
Und hängt sein Netz, ohn' erst zu fragen, 215
Mir zwischen Schnabel auf und Kragen.
Ich rühr' mich nicht aus meiner Ruh',
Schau' ihm eine ganze Weile zu.
Darüber ist es wohl geglückt,
Daß ich ein wenig eingenickt. — 220
Nun sagt, ob es in Dorf und Stadt
Ein alter Kirchhahn besser hat?
Ein Wunsch im stillen dann und wann
Kommt einen freilich wohl noch an.