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In noch größerem Maße ist das Städtchen Domnau das Ziel gewesen,
an dem sich der Witz des Volkes versucht hat. „Er ist aus Domnau" ist durch¬
aus nicht als Schmeichelei aufzufassen. Es ist das Schilda oder Abdera Ost¬
preußens, und viele der Schwänke, die über Mühlhausen, Schippenbeil u. a.
im Umlauf sind, gelten mit kleinen Änderrmgen auch von Domnau. Auch
hier wurde das Licht in Säcken in das fensterlose Rathaus hineingetragen,
und als die Domnauer zur Erkenntnis kamen, daß das mühsam bergab
geschaffte Bauholz sich viel leichter Herunterrollen lasse, schleppten sie es
noch einmal bergauf, um es rollen zu lassen. Wie die Mühlhausener fanden
auch sie, daß ihr Rathaus nicht an der besten Stelle des Marktes stehe. Sie
beschlossen daher, es weiter zu schieben. Um die Arbeit zu erleichtern, streuten
sie gleichfalls Erbsen auf den Platz. Ein Schalk riet ihnen, die gewählte
Stelle dadurch zu kennzeichnen, daß sie daselbst ihre roten Wämser nieder¬
legten. Während sie nun auf der entgegengesetzten Seite schoben, entfernte
der Schalk die Wämser und rief dann die stöhnenden Bürger herbei: jetzt
stände das Rathaus auf ihren Wämsern und das große Werk sei gelungen.
Darob große Freude, und alle fanden, daß Markt und Rathaus durch die
Verschiebung bedeutend gewonnen hätten.
11. In oslpreuNseber Munctarl.
Ergänzende Beigabe zu Ferdinand Hirts Deutschem Lesebuch, Herausgegeben
von Julius Romeiks. Breslau 1897. 8. 23 und 26,
Rätsel.
Welk Knecht brukt nich to äte ok nich to drinke?
Op welkem Wäg es kein Stoff to finde?
Wo lätt de Hört de Pitsch, wenn he meddags na Hus kömmt?
Et geiht äwer de Brügg on hefft en Pelz op 'm Rügg.
Erst Witt wie Schnee,
Dann grön wie Klee,
Dann rot wie Blot,
Dann schmeck eck got.
Ach, ök armer Schmedeknecht,
Häbb kein Hand, zeig ömmer recht,
Häbb kein Fot, mott ömmer gähn,
Dag on Nacht op Schildwach stahn;
Legg ek enmal mi tor Rauh,
Dann brommt jedermann datau.
Sprüche.
Egner Herd ös Goldes wert.
Ös he schon arm, ös he doch warm.