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Ihr Muth und ihre Kühnheit, ihre Stärke und Tapferkeit
hatten ihnen in allen Schlachten den Sieg gegeben. Niemand hatte
ihre Angriffe auszuhalten vermocht. Sogar die römischen Feldherren,
welche mit ganz bedeutenden Truppenmaffen nach Gallien geschickt
worden waren, um die Grenzen des römischen Reiches zu schützen,
hatten ihre Überlegenheit fühlen müssen und waren mit ihren Heeren
aufgerieben worden. Vier consularische Heere sollen vergebens die
alte Unabhängigkeit der römischen Waffen gegen sie geltend zu
machen versucht haben; alle waren total geschlagen worden. Die
Flüchtlinge hatten dazu noch eine so gräßliche Schilderung von den
Barbaren und ihrem Kriegsgeheul, ihren Waffen und ihrer Art zu
streiten gemacht, daß sich aus den angesehenen Familien Roms nie¬
mand mehr getraute, das Vaterland aus dieser Gefahr zu befreien.
Niemand bewarb sich um das Consulat; darum wählte das Volk
den C. Marius, als er nach Beendigung des jugurthinischen Kriegs
noch in Afrika weilte, sogar in seiner Abwesenheit zum Consul.
Marius begab sich unverzüglich nach Gallien und suchte vor
allen Dingen seine Soldaten an Zucht und Ordnung, an Übungen
und Strapazen zu gewöhnen. In der Nähe der Rhone bezog er
ein befestigtes Lager und harrte der Feinde, welche noch Gallien und
sogar das entfernte Spanien durchzogen. Auch das zweite Consulat
des Marius ging zu Ende; er aber bekam diese Würde zum dritten
und vierten Male hinter einander, da man nur in ihm den Retter
Roms sah.
Inzwischen näherten sich die Feinde dem römischen Lager.
Marius hielt sich lange ruhig in seinem Lager, um seine Krieger
erst an den Anblick der Fremden und an den Ton ihrer Stimmen
zu gewöhnen. So oft er eine günstige Gelegenheit ersah, daß ein
kleiner Haufe, der Feinde sich nahte, so überfiel er denselben mit
Gewalt und Übermacht und lehrte die Seinigen im Kleinen siegen.
Die streitlustigen Barbaren kamen dann in größeren Haufen wieder
und höhnten die Römer, daß sie jetzt nicht zum Kampfe hervortreten
wollten; aber Marius ließ sich nicht irre machen und hielt die
Seinigen zurück.
Die Feinde hatten sich in zwei Haufen getheilt; die Cimbern
waren längs der Rhone hingezogen, die Teutonen aber in der Nähe
des Marius geblieben. Als diese endlich merkten, daß er ihre Her¬
ausforderungen zur Schlacht nicht annahm, brachen alle auf und
zogen an seinem Lager vorbei des Weges nach Italien hin und
riefen den Römern spöttisch zu, ob sie etwas an ihre Weiber in
Rom zu bestellen hätten. Ihre Masse soll so bedeutend gewesen
sein, daß sie sechs Tage lang ununterbrochen am römischen Lager
vorbeizogen. Marius folgte ihnen nach, hielt sich aber immer auf