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Von Flöten, Saitenspiel, Gesang
Ward jedes Herz erfreut;
Doch reichte nicht der helle Klang
Zu Berthas Einsamkeit.
Und draußen in des Hofes Kreis
Da saßen der Bettler viel,
Die labten sich an Trank und Speis'
Mehr, als am Saitenspiel.
Der König schaut in ihr Gedräng'
Wohl durch die offne Thür,
Da drückt sich durch die dichte Meng'
Ein feiner Knab herfür.
Des Knaben Kleid ist wunderbar
Vierfarb zusammengestickt;
Doch weilt er nicht bei der Bettlerschar,
Herauf zum Saal er blickt.
Herein zum Saal klein Roland tritt,
Als wär's sein eigen Haus.
Er hebt eine Schüssel von Tisches Mitt'
Und trägt sie stumm hinaus.
Der König denkt: „Was muß ich sehn?
Das ist ein sondrer Brauch."
Doch weil er's ruhig läßt geschehn,
So lassen's die andern auch.
Es stund nur an eine kleine Weil',
Klein Roland kehrt in den Saal.
Er tritt zum König hin mit Eil'
Und saßt seinen Goldpokal.
„Heida! halt an, du kecker Wicht!"
Der König ruft es laut;
Klein Roland läßt den Becher nicht,
Zum König auf er schaut.
Der König erst gar finster sah.
Doch lachen mußt' er bald.
„Du trittst in die goldne Halle da
Wie in den grünen Wald.
Du nimmst die Schüssel von Königs Tisch,
Wie man Äpfel bricht vom Baum;