Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

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152 91. Herzog von Alba bei einem Frühstück auf dem Schlosse Rudolstadt. 
Einer meiner zurückkommenden Bedienten meldete die Nähe einiger Fischer¬ 
wohnungen und führte uns in eine derselben. Die nächste war schon von den 
Frauenzimmern und einigen unserer geflüchteten Unglücksgefährten angefüllt. 
Vom Meerwasser und Regen triefend und durchkältet traten wir zu einer andern 
ein. Der Eigentümer der Hütte, sein Weib und einige Kinder umringten uns 
mitleidig. Am vernünftigsten war der Einfall der Frau, daß sie sogleich Betten 
in einer Nebenkammer bereitete; in eines derselben ward der Greis gelegt, ins 
andere dessen Enkelin. Beide wurden mit reinlicher, wenn gleich rauher Wäsche 
versorgt, und unterdessen deren durchnäßte Kleider ans Feuer zum Trocknen 
gehängt. Dann kam die Reihe auch an mich. Ich empfing ein Strohlager in 
der warmen Wohnstube, eine grobe Wollendecke, ein Hemd des Mannes. Man 
brachte warme Suppen an unser Lager. Ich fühlte mich bald erquickt, doch 
ungeheuer ermüdet. Wirklich schlief ich trotz des Lärmens der Kinder und des 
Hin- und Herrennens im Hause und des Sturmes draußen, der die mürbe 
Hütte wegzublasen drohte, so fest ein, ungeachtet es erst Nachmittag war, daß 
ich nie im Leben süßer geschlafen habe. 
Achtzehn Stunden habe ich geschlafen, und es war schon hoher Tag wieder, 
als ich erwachte. Unser ehrlicher Philemon teilte mir von seiner Fischertracht 
mit, seine Baucis bediente den Greis und dessen Enkelin in der Kammer. Ich 
erfuhr, daß diese beiden noch den Abend vorher heftiges Fieber gehabt und 
erst gegen Morgen den Schlaf gefunden hätten. Draußen regnete es unauf¬ 
hörlich, der Wind hatte sich gemäßigt. Meine Bedienten kamen, mit ihnen 
zwei Leute des Greises; sie hatten in einer andern Hütte Herberge gefunden. 
Ich vernahm nun, der Alte mit dem Prophetengesicht sei, was auch seine 
Sprache verriet, ein Schotte, Namens Dun-Ofallin und einer der reichsten 
Güterbesitzer Schottlands, Miß Mary seine Enkelin, seine einzige Erbin, er 
selbst der letzte seines Stammes. 
Ich sandte meine Leute in den Burgflecken Lewes, er ist nur zwölf Meilen 
von hier, um Wein und Lebensmittel für unsere Schiffbrüchigen mit Eile herbei 
zu schaffen, desgleichen eine Mietkutsche. — Die Fischer holten die Waren vom 
Meeresufer, besonders die Gepäcke der verunglückten Reisenden. 
Während dies Alles geschieht, und meine Schotten noch ruhig schlafen, 
schreibe ich Dir. Nun aber gehe ich ans Morgenessen. Vor mir dampft aus 
irdener Schüssel eine brotreiche schwarze Spartanersuppe. — 
4. Zschokkc. 
91. Herzog von Alba bei einem Frühstück ans dem Schlosse kudolstadt. 
Eine deutsche Dame aus einem Hause, das schon ehedem durch Helden¬ 
mut geglänzt und dem deutschen Reich einen Kaiser gegeben hat, war es, die 
den fürchterlichen Herzog von Mba durch ihr entschlossenes Betragen beinahe
	        
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