Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

84. Taillefer. 
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Zum weiten Tempel wandelt sich die Öde, 
Und zum Gebete wird des Herzens Wehe. 
Und tiefer, unzertrennlich fest verbinden 
Der Seele sich des Glaubens Kraft und 
Milde; 
Wer Gott den Herrn recht innig will 
empfinden, 
Der such' ihn auf in Nordlands Schnee¬ 
gefilden. 
A. Bube. 
84. Taillefer. 
Normannenherzog Wilhelm sprach einmal: 
„Wer singt in meinem Hof und in meinem Saal? 
Wer singet vom Morgen bis in die späte Nacht 
So lieblich, daß mir das Herz im Leibe lacht?" — 
„Aas ist der Taillefer, der so gerne singt, 
Im Hose, wenn er das Rad am Brunnen schwingt, 
Im Saale, wenn er das Feuer schüret und sacht, 
Wenn er abends sich legt, und wenn er morgens erwacht." 
Aer Herzog sprach: „Ich hab' einen guten Knecht, 
Den Taillefer, er dienet mir fromm und recht, 
Er treibt mein Rad und schüret mein Feuer gut, 
Und singet so hell, das höhet mir den Mut." 
Da sprach der Taillefer: „Und wär' ich frei,* 
Viel besser wollt' ich dienen und singen dabei, 
Wie wollt' ich dienen dem Herzog hoch zu Pferd! 
Wie wollt' ich singen und klingen mit Schild und mit Schwert!" 
Nicht lange, so ritt der Taillefer ins Gefild, 
Auf einem hohen Pferde, mit Schwert und mit Schild. 
Des Herzogs Schwester schaute vom Turm ins Feld, 
Sie sprach: „Dort reitet, bei Gott, ein stattlicher Held!" 
Und als er ritt vorüber an Fräuleins Turm, 
Da sang er bald wie ein Lüftlein, bald wie ein Sturm. 
Die sprach: „Der singet, das ist eine herrliche Lust! 
Es zittert der Turm, und es zittert mein Herz in der Brust." 
Der Herzog Wilhelm fuhr wohl über das Meer, 
Er fuhr nach Engeland mit gewaltigem Heer. 
Er sprang vom Schiffe, da fiel er auf die Hand: 
„Hei!" rief er, „ich fass' und ergreife dich, Engeland!" 
Als nun das Normannenheer zum Sturme schritt, 
Der edle Taillefer vor den Herzog ritt: 
„Manch Jährlein hab' ich gesungen und Feuer geschürt, 
Manch Jährlein gesungen und Schwert und Lanze gerührt. 
Und hab' ich euch gedient und gesungen zu Dank, 
Zuerst als ein Knecht und dann als ein Ritter frank: 
So laßt mich das entgelten am heutigen Tag, 
Vergönnet mir auf die Feinde den ersten Schlag!"
	        
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