Full text: [Band 3 und 4, [Schülerband]] (Band 3 und 4, [Schülerband])

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eines Stecknadelkopfes sind selten, zwischen diesen befinden sich alle 
Abstufungen bis zu mikroskopischer Kleinheit. In der ganzen den 
untern Nil begrenzenden Libyschen Wüste gibt es kein Gestein, aus 
dessen Zersetzung dieser Sand hätte entstehen können, und selbst dann, 
wenn er 20—50 m hohe Dünen bildet, steht er unveränderlich auf 
kalkigem oder tonigem Untergrund. Am unangenehmsten ist unbedingt 
der feine Flugsand. Menschen und Kamele kommen nur langsam darin 
weiter, die Augen werden durch seinen blendenden Lichtreflex schmerz¬ 
lich berührt und überdies strahlt kein anderer Boden die Hitze so heftig 
zurück als Sand. 
Eine der auffallendsten Erscheinungen bilden die enormen Massen 
scharfkantiger meist kleiner Feuersteinsplitter von dunkelbrauner Farbe, 
welche überall da auftreten, wo das Grundgestein zahlreiche Kiesel¬ 
knollen enthält. Daß man es hier mit einer Folge der gewaltigen 
Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht in der Wüste zu tun 
hat, ist bekannt. Trotz der großen Trockenheit der Luft beobachteten 
wir mehrmals nach klaren, kalten Nächten, in welchen das Thermo¬ 
meter unter Null gesunken war, einen so starken Tau, daß unsere Zelte 
und der steinige Boden wie nach einem leichten Regenguß vollkommen 
durchnäßt waren. Am Tage dagegen werden die Steine durch die 
Sonnenglut heftig erhitzt und diese periodisch erfolgende rasche Ab¬ 
kühlung und Erwärmung nebst der damit verbundenen Zusammen¬ 
ziehung und Ausdehnung genügen vollkommen zur Herstellung der 
Feuersteinsplitter sowie zu der in Gegenden mit kalkiger Unterlage so 
verbreiteten Gesteinszertrümmerung, durch welche alsdann die unter 
dem Namen Hammada bekannte, weitverbreitete Wüstenform erzeugt 
wird. 
In dem von uns durchwanderten Gebiete bildete Hammada die 
vorherrschende Erscheinungsform. Nur in der Wüste Karaschef wandelte 
sich der sonst so gangbare Boden in ein wildes, verworrenes Felsen¬ 
meer um; niedere, zerklüftete Felskuppen wechselten mit sandigen 
Einsenkungen, die steinernen Hügel, durch welche sich unser Weg hin¬ 
schlängelte, wurden höher und höher, ihre Wände immer steiler und 
zerrissener, ihre Formen immer kühner und phantastischer, bis wir 
uns schließlich in einem Felsenlabyrinth, einer wahren Felsenstadt mit 
engen Gassen und ausgedehnten von Steinkolossen umbauten Plätzen 
befanden. Das eigentümlichste Bild gewähren jedenfalls die in der 
ganzen Sahara stellenweise vorkommenden Jnselberge mit abgestutzter 
Spitze. Will man sich von ihrer Entstehung Rechenschaft geben, so 
Münchener Lesebuch. IV. 5. Auflage. 9
	        
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