Full text: [Band 3 und 4, [Schülerband]] (Band 3 und 4, [Schülerband])

I 
— 315 — 
H. Proben mundartlicher Dichtungsarten. 
81. So is 's bein uns in Boarnlanb. 
(Bayerisch.) 
1. Deutsch woll' ma' sei', san's allwei' g'west, 
Aber boarisch woll' mer aa' bleib'n 
Und halt'n an unsern KinU fest, 
Dees soll uns niem'd? vertreib'n. 
2. Frei woll' ma' sei' und aber aa treu 
Und lass'n uns drum nit schelt'n; 
Wo koa' Glaab'n und Treu', is 's a Lumperei, 
„A Mann, a Wort" muaß gelt'n. 
3. Grad woll' ma' sei' und redli' und frumm, 
Des Erbtoal woll' ma' derhalt'n, 
Und kehret sie aa' die ganz' Welt um, 
In den Stuck laß' ma' 's bein Alt'n. 
4. So is 's bein uns in Boarnland 
Und drüber woll' ma' wacha. 
Und wem 's nit recht in sein Verstand, 
Dem woll' ma's scho' recht macha! 
Fr. v. Kobell. 
82. Wächterruf. 
(Alemannisch.) 
1. Loset? was i euch will sage! 
D' Glocke het zehni g'schlage. 
Jetz betet und setz göhnt4 ins Bett 
Und wer e rüeihig G'wisse het, 
Schlof sanft und wohl! Im Himmel wacht 
E heiter Aug' die ganzi Nacht. 
2. Loset, was i euch will sage! 
D' Glocke het ölfi g'schlage. 
Und wer no an der Arbet schwitzt 
Und wer no bi de Charte sitzt, 
Dem biet' i jetz zum letztemol — 
's isch hochi Zit — und schlofet wohl! 
' König. ^ niemand. 3 Höret. 4 geht. 
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