Full text: [Band 4 = 4. Klasse, [Schülerband]] (Band 4 = 4. Klasse, [Schülerband])

Die Pyramiden von Ghizeh 
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getragenen Spitze hervorragen, und ruhten so eine Zeitlang in 
den lieblich wärmenden Strahlen der ägyptischen Sonne. Die 
Aussicht von dem Gipfel der großen Pyramide empfängt ihren 
hohen eigentümlichen Reiz durch den Aberblick, den sie über die 
Nächstliegende Region der Pyramidengruppe und über den Bezirk 
der Grabstätten gewährt; weiter als an irgend einem andern 
Pilnkte der Gegend von Kairo blickt man auch von hier aus in 
die große Libysche Wüste hinaus. Wir trennten uns schwer von 
dieser Lust der Augen. Das Hinuntersteigen ging leicht und schnell; 
hier bedurften wir, da der Schwindel uns fremd ist, keiner frem¬ 
den Hilfe. — 
Werke von so ungewöhnlichem Maßstabe, wie die Pyramide 
des Cheops sind dem Auge erst nach öfterem und länger fort¬ 
gesetztem Beschauen recht verständlich; es ergeht einem hier wie bei 
der Peterskirche in Rom, deren Inneres auch beim erstmaligen 
Sehen bei weitem nicht so groß erscheint, als es wirklich ist, weil 
die einzelnen Teile in demselben Verhältnis zueinander und zur 
Höhe, Länge und Breite des Gewölbes stehen als in jeder anderen 
kleineren Kirche. Wir haben auch in unseren größeren Städten 
nur wenig freie Plätze, welche ein Viereck bilden; ein solches Vier¬ 
eck, das einen Raum von 350 000 Pariser Quadratfuß umfaßte, 
hat die Basis der großen Pyramide, als sie noch vollständig war. 
eingenommen. Selbst in ihrer jetzigen Gestalt, wo sie schon längst 
ihres Gewandes — des geglätteten Aberzuges von marmorartigen 
Kalksteinen beraubt ist, mißt jede der vier nackten Seiten 716V? 
Pariser Fuß, der ganze Umfang 2866 Fuß, so daß man ziemlich 
eine Viertelstunde brauchen würde, um im Spazierschritt um das 
ganze Gebäude herumzukommen; wegen der herumgestreut lie¬ 
genden Trümmer und des Aufwurfes an der Nordseite dauert 
aber ein solcher Umgang noch länger. Man zählt vom Boden an 
bis zu dem jetzigen obersten Ende 206 Lagen von Werkstücken; 
von der Grundmauer an, soweit sie bloß gelegt ist, bis zum jetzigen 
Gipfel beträgt die Höhe 428 Pariser Fuß; wenn man sich aber die 
Spitze noch in ihrer alten Vollständigkeit hinzudenkt, darf man 
das ursprüngliche Emporsteigen dieses Riesen unter den mensch¬ 
lichen Bauwerken nahe auf 450 Fuß ansetzen, eine Höhe, welche 
nur von der des Belusturmes zu Babylon übertroffen wurde.
	        
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