Full text: [Band 5 = 5. Klasse, [Schülerband]] (Band 5 = 5. Klasse, [Schülerband])

16 
Augsburger Handelsfürsten 
Wie gut sie auch zu rechnen verstanden und wie sehr sie 
jeden sich darbietenden Vorteil ergriffen, verschlossen sie sich doch 
nicht gegen die Not ihrer weniger günstig situierten Mitbürger. 
Da die meisten Augsburger durch den blühenden Handel zu 
Wohlstand gelangt waren, stiegen die Lebensbedürfnisse natürlich 
im Preise und namentlich die Wohnungsmieten erreichten eine 
vorher nie dagewesene Höhe. Dadurch kamen Familien, die über 
kein so glänzendes Einkommen verfügten, in Not und Elend. 
Dies zu beseitigen, kauften im Jahre 1519 die drei Brüder Ulrich, 
Georg und Jakob Fugger einen großen Platz in der Iakobivorstadt 
und ließen darauf 51 Häuser mit 106 kleinen Wohnungen für 
arme, aber arbeitsame Leute errichten. Als Mietzins war jährlich 
nicht mehr als ein Gulden zu entrichten. Zur Bestreitung der 
Kosten waren von den Brüdern 10 000 Gulden ausgesetzt. Dieser 
Komplex ward mit dem Namen „die Fuggerei" belegt.*) 
In gleichem Ansehen wie bei Kaiser Maximilian standen die 
Fugger auch bei dessen Nachfolger Karl V. Nach dem Tode 
des ersteren war ganz Deutschland in zwei feindliche Parteien 
gespalten, die eine, österreichisch gesinnt, für Karl V., die andere, 
diesem feindlich, für Frankreichs Herrscher Franz I., der sich 
gleichfalls um die erledigte Kaiserkrone beworben hatte. Hier zeigte 
sich die Macht des Goldes; denn durch ihren Reichtum wußten 
es die Fugger dahin zu bringen, daß Karl V. Sieger wurde. 
Alle Gelder, welche er zu den ungeheuern Bestechungssummen, 
mit denen er sich die Krone erkaufte, benötigte, streckte ihm Jakob 
Fugger vor. 
Im Jahre 1530 wurden die Fugger während des Reichstages 
zu Augsburg in den Grafenstand erhoben und ihnen die ver¬ 
pfändeten Grafschaften Kirchberg und Weißenhorn erb- und 
eigentümlich überlassen. Fünf Jahre später erhielten sie sogar 
das Privilegium, Gold- und Silbermünzen prägen zu dürfen. 
Als Karl V. im Hause der Fugger wohnte, ging der Gast¬ 
geber in der Pracht und Verschwendung der Bewirtung so weit, 
daß er das Kaminfeuer durch Zimtholz unterhalten ließ. Bei 
weitem angenehmer war dem Kaiser freilich die Heizungsart an 
*) Vergleiche das Gedicht „Die Fuggerei" von Guido Görres!
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.