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Prosaheft VI.
heit war gut, nur in den letzten vier Jahren vor seinem Tode wurde
er häufig von Fiebern ergriffen und zuletzt hinkte er auch auf einem Fuße.
Beständig übte er sich im Reiten und Jagen, wie es seines Volkes
Brauch war; denn man wird nicht leicht ein Volk finden, das sich in
dieser Kunst mit den Franken messen könnte. Gern ergötzte er sich auch an
den Dünsten der warmen Quellen zu Aachen, seinen Leib übte er häufig
im Schwimmen, worin er so geschickt war, daß es ihm keiner darin
zuvor tat. Er kleidete sich auf fränkische Art. Auf dem Leibe trug er
ein Hemd und Unterhosen von Leinen, darüber ein Wams, das mit
einem seidenen Streifen umsäumt war, und Hosen; sodann bedeckte er
die Beine mit Binden und die Füße mit Schuhen und schützte mit einem
ans Pelz besetzten Brustlatz im Winter Schultern und Brust; endlich
trug er einen blauen Mantel und war beständig mit dem Schwert um¬
gürtet, dessen Griff und Gehenk von Gold oder Silber war. Bisweilen
trug er auch ein mit Edelsteinen verziertes Schwert, dies jedoch nur bei
besonderen Festlichkeiten oder wenn die Gesandten fremder Völker vor
ihm erschienen. Ausländische Kleidung jedoch, mochte sie auch noch so
schön sein, wies er zurück und ließ sie sich niemals anlegen; nur zu Rom
legte er zweimal die lange Tunika und Chlamys und auf römische Art ver¬
fertigte Schuhe an. Bei festlichen Gelegenheiten schritt er einher in einem
mit Gold durchwirkten Kleide und mit Edelsteinen besetzten Schuhen, den
Mantel durch eine goldene Spange zusammengehalten, geschmückt mit
einem Diadem ans Gold und Edelsteinen; an andern Tagen aber unter¬
schied sich seine Kleidung wenig von der allgemeinen Volkstracht.
In Speise und Trank war er mäßig, mäßiger jedoch noch im Trinken;
denn die Trunkenheit verabscheute er au jedem Menschen auf das äußerste,
geschweige denn -an sich und den Seinigen. Im Essen jedoch konnte er
nicht so enthaltsam sein, vielmehr klagte er häufig, daß das Fasten seinem
Körper schade. Höchst selten hielt er Gastereien und nur bei besonders
festlichen Gelegenheiten, dann jedoch in zahlreicher Gesellschaft. Bei
seiner täglichen Mahlzeit ließ er nur vier Gerichte auftragen außer dem
Braten, den ihm die Jäger an den Bratspießen zu bringen pflegten und
den er lieber aß als irgend eine andere Speise. Während der Tafel
hörte er gern Musik oder einen Vorleser. Er ließ sich die Geschichten
und Taten der Alten vorlesen; gern hörte er auch die Bücher des heil.
Augustinus. Nach Tisch ruhte er zwei bis drei Stunden. Nachts unter¬
brach er den Schlaf vier- oder fünfmal, indem er nicht nur aufwachte,
sondern auch aufstand. Während er sich ankleidete, ließ er nicht nur
seine Freunde vor, sondern, wenn der Pfalzgraf von einem Rechtsstreit
sprach, der nicht ohne seinen Ausspruch entschieden werden konnte, so
hieß er die streitenden Parteien sofort hereinführen und sprach nach
der Untersuchung des Falles das Urteil, als säße er auf dem Richterstuhl.
Er besaß Reichtum und Fülle in der Beredsamkeit, und was er