Full text: [Band 6 = 6. Schuljahr, [Schülerband]] (Band 6 = 6. Schuljahr, [Schülerband])

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Beginnt er seine Geschichte dem Wirte erzählen, der sich 
Nicht satt an ihm sehen kann und stets noch was bemerket, 
Worin sein vor'ger Herr dem jungen Ritter glich. 
Der junge Mann erzählt nach Art der lieben Jugend 
Ein wenig breit, wie seine Mutter ihn 
Bei Hofe (dem wahren Ort, um Prinzen zu erzieh'n) 
Gar fleißig zu guter Lehr' und ritterlicher Tugend 
Erzogen, wie schnell der Kindheit lieblicher Traum 
Vorüber geflogen und wie, sobald ihm etwas Flaum 
Durchs Kinn gestochen, man ihn zu Bordeaux von den Stufen 
Des Schlosses mit großem Pomp zum Herzog ausgerufen 
Und wie sie drauf mit eitel Lust und Pracht, 
Mit Jagen, Turnieren, Banketten, Saus und Brause 
Zwei volle Jahre wie einzelne Tage verbracht, 
Bis Amory, der Feind von seinem Hause, 
Beim Kaiser, dessen Huld sein Vater schon verscherzt, 
Ihn hinterrücks gar böslich angeschwärzt 
Und wie ihn Karl, zum Schein in allen Gnaden, 
Nach Hofe zum Empfang der Lehen vorgeladen; 
Wie sein besagter Feind, der listige Baron 
Von Hohenblat, mit Charlot, zweitem Sohn 
Des großen Karl, dem schlimmsten Fürstenknaben 
Im Christentum (als der schon lange Lust gehegt 
Zu Hüons Land), es heimlich angelegt 
Auf seinem Zuge nach Hof ihm eine Grube zu graben, 
Und wie sie eines Morgens früh 
Ihm aufgepaßt im Wald bei Montl'hery. 
„Mein Bruder,“ fuhr er fort, „der junge Gerard, machte 
Mit seinem Falken auf der Hand 
Die Reise mit. Aus frohem Unverstand 
Entfernt der Knabe sich, da niemand Arges dachte, 
Von unserm Trupp, läßt seinen Falken los 
Und rennt ihm nach; wir andern alle zogen 
Indessen unsern Weg und achteten's nicht groß, 
Als Falk' und Knab' aus unserm Blick entflogen. 
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Auf einmal dringt ein klägliches Geschrei 
In unser Ohr. Wir eilen schnell herbei, 
Und siehe da! mein Bruder liegt, vom Pferde 
Gestürzt, beschmutzt und blutend auf der Erde. 
Ein Edelknecht (von keinem unsrer Schar 
Erkannt, wiewohl es Charlot selber war) 
Stand im Begriff ihn weidlich abzuwalken 
Und seitwärts hielt ein Zwerg mit seinem Falken.
	        
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