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Von Zorn entbrannt, rief ich: ,Du Grobian!
Was hat der Knabe dir getan,
Der wehrlos ist, ihm also mitzuspielen?
Zurück und rühr' ihn noch mit einem Finger an,
Wofern dich's juckt mein Schwert in deinem Wanst zu fühlen!
Hal schrie mir jener zu — ‚hist du's? dich sucht' ich just,
Schon lange dürst' ich nach der Lust
Mein racheglühend Herz in deinem Blut zu kühlen.
Kennst du mich nicht, so wiss', ich bin der Sohn
Des Herzogs Dietrich von Ardennen;
Dein Vater Siegewin (mög' er im Abgrund brennen!)
Trug über meinen einst bei einem offnen Rennen
Mit Hinterlist den Dank davon
Und durch die Flucht allein entging er seinem Lohn.
Doch Rache hab' ich ihm geschworen;
Du sollst mir zahlen für ihn! Da, sieh zu deinen Ohren!“
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Und mit dem Worte rennt er gegen mich,
Der, unbereit zu solchem Tanze,
Sich dessen nicht versah, mit eingelegter Lanze.
Zum Glück pariert' ich seinen Stich
Mit meinem linken Arm, um den ich in der Eile
Den Mantel schlug, und auf der Stell' empfing
Mit meinem Degenkopf der Unhold eine Beule
Am rechten Schlaf, wovon der Atem ihm entging.
10.
Er fiel, mit einem Wort, um nimmer aufzustehen.
Da ließen plötzlich sich im Walde Reiter sehen
In großer Zahl; doch des Erschlag'nen Tod
Zu rächen war dem feigen Troß nicht Not.
Sie hielten, während wir des Knaben Wunde banden,
Sich still und fern, bis wir aus ihren Augen schwanden:
Drauf legten sie den Leichnam auf ein Roß
Und zogen eilends fort zum kaiserlichen Schloß.
1.
Unwissend, wie bei Karl mein Handel sich verschlimmert,
Verfolg' ich meinen Weg, des Vorgangs unbekümmert.
Wir langen an. Mein alter Oheim, Abt
Zu Saint⸗Denis, ein Mann, mit Weisheit hochbegabt,
Führt beim Verhör das Wort. Wir werden wohl empfangen,
Und alles wär' erwünscht für uns ergangen;
Doch, wie man eben sich zur Tafel setzen will,
Hält Hohenblat am Schloß mit Charlots Leiche still.
12.
Zwölf Knappen tragen sie, in schwarzem Flor vermummet,
Die hohen Stufen hinan, und wer sie sieht, verstummet