fullscreen: [Theil 3, [Schülerbd.]] (Theil 3)

261 
Nicht also, — mich, es will nur mich vermeiden! 
Der Vögel Eier reichen hin allein, 
Mein Leben zu verlängern und mein Leiden. 
Selbander leb' ich so mit meiner Pein 
Und kratze mit den scharfen Mnschelscherben 
Auf diesen mehr als ich geduld'gen Stein: 
«Ich bin noch ohne Hoffnung, bald zu sterben.' 
3. 
Die andere Schiefertafel. 
Ich saß vor Sonnenaufgang an dem Strande, 
Das Sternenkreuz verkündete den Tag 
Sich neigend zu des Horizontes Rande. 
Und noch gehüllt in tiefes Dunkel lag 
Vor mir der Osten, leuchtend nur entrollte 
Zu meinen Füßen sich der Wellenschlag. 
Mir war, als ob die Nacht nicht enden wollte; 
Mein starrer Blick lag auf des Meeres Saum, 
Wo bald die Sonne sich erheben sollte. 
Die Vögel auf den Nestern, wie im Traum, 
Erhoben ihre Stimmen, blaß und blasser 
Erlosch der Schimmer in der Brandung Schaum; 
Es sonderte die Luft sich von dem Wasser, 
In tiefem Blau verschwand der Sterne Chor; 
Ich kniet' in Andacht, und mein Aug' ward nasser. 
Nun trat die Pracht der Sonne selbst hervor, 
Die Freude noch in wunde Herzen senkt; 
Ich richtete zu ihr den Blick empor. 
Ein Schiff! ein Schiff! mit vollen Segeln lenkt 
Es herwärts seinen Lauf, mit vollem Winde; 
Noch lebt ein Gott, der meines Elends denkt! 
O Gott der Liebe, ja du strafst gelinde, 
Kaum hab' ich dir gebeichtet meine Reu', 
Erbarmen übst du schon an deinem Kinde. 
Du öffnest mir das Grab imb führst aufs neu 
Zu Menschen mich, sie an mein Herz zu drücken, 
Zn leben und zu lieben warm und treu. 
Und oben, von der Klippe höchstem Riicken, 
Betrachtend scharf das Fahrzeug, ward ich bleich, 
Noch mußte mir bemerkt zu werden glücken. 
Es wuchs das hergetrag'ne Schiff, zugleich 
Die Angst in meinem Busen namenlos; 
Es galt'des Fernrohrs möglichen Bereich. 
Nicht Ranch! nicht Flaggentuch! so bar und bloß, 
Die Arme nur vermögend auszubreiten! 
Du kennst, barmherz'ger Gott, du fühlst mein Los! 
Und ruhig sah ich her das Fahrzeug gleiten 
Mit wind geschwellten Segeln auf den Wogen_ 
Und schwinden zwischen ihm und mir die Weiten. 
Und jetzt —! es hat mein Ohr mich nicht betrogen, 
Des Meisters Pfeife war's, vom Wind getragen, 
Die wohl ich gier'gen Durstes eingesogcn.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.