172 Neuere Geschichte. I. Abschnitt. Von 1517—1648 n. Chr.
Niederlande; im I. 1556 übertrug er ihm auch die Herrschaft
über Spanien, während sein Bruder Ferdinand I., der selbst
in seinen Erbstaaten die Ausbreitung der evangelischen Lehre
nicht hinderte, ihm im I. 1558 als deutscher Kaiser folgte.
Er selbst zog sich 1557 in das Kloster S. Juste in Estremadnra
zurück, wo er im I. 1558 starb. j*~r
§. 122.
Zwingli. — Calvin. — In der Schweiz hatten schon
Luthers erste Schriften großen Eingang gefunden, und bald
nach seinem Auftreten war daselbst durch Zwingli die reine
Lehre verbreitet worden. — Hnldrich Zwingli war im I. 1484
zu Wildhaus in der Grafschaft Toggenburg geboren. Schon
früh war er auf den Schulen zu Basel und Bern für die
alte Literatur begeistert worden, und als er, 22 Jahr alt,
Prediger in Glarns wurde, studirte er eifrig die heilige Schrift.
Zehn Jahre später hatte er als Prediger in der als Wallsahrts-
ort berühmten Abtei zu Mariä Einsiedeln vielfach Gelegenheit,
den herrschenden Aberglauben kennen zu lernen, und als er im
I. 1519 Prediger am Münster zu Zürich wurde, trat er offen
gegen den Ablaßkrämer Bernhard Samson aus Mailand aus
und verbreitete durch seine Predigten freiere Ansichten unter dem
Volke. Sein Einfluß wurde immer größer, und ohne Kampf
wurde die Reformation in Zürich eingeführt. Im I. 1524
vermählte sich Zwingli mit der schon 43jährigen Anna Rein-
Hardt, der Wittwe Mejers v. Knonau, und im I. 1525 wurde
zu Zürich das Abendmahl nach der Einsetzung Christi gefeiert.
Durch Johann Oecolampadius wurde auch iu Bern und Basel
die Reformation eingeführt. Nur die vier Waldstätte (Luzern,
Schwytz, Uri und Unterwalden) und Zug nahmen dieselbe nicht
an und begannen einen Krieg. Es kam
1531 zur Schlacht bei Cappel unweit Zug, in der Zwingli
seinen Tod fand.
Das von ihm begonnene Werk wurde aber fortgesetzt durch
Johann Calvin, geboren im I. 1509 zu Noyou in der
Picardie. Schon früh für die reine Lehre gewonnen, verließ
derselbe Frankreich, wo er nicht mehr sicher war, und fand 1536
eine Zuflucht in Genf, wo Farel und Biret bereits die Reforma-
tion begründet hatten. Wegen seiner großen Sittenstrenge wurde
er zwar auch von dort vertrieben und ging nach Straßburg;
jedoch schou 1541 ward er zurückgerufen, und er war mm bis
an feinen Tod (1564) nicht bloß als Prediger und Lehrer der
Theologie, sondern anch als Gesetzgeber für Kirche und Staat