Full text: Litteraturkunde (Fünfter Teil = 9. bezw. 9. und 10. Schuljahr, [Schülerband])

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6. In -er Fremde. 
Aus der Heimat hinter den Blitzen rot. 
Da kommen die Wolken her, 
Aber Vater und Mutter sind lange tot. 
Es kennt mich dort keiner mehr. 
Wie bald, wie bald kommt die stille Zeit, 
Da ruhe ich auch, und über mir 
Rauschet die schöne Waldeinsamkeit, 
Und keiner mehr kennt mich auch hier. 
7. Nachklang. 
Mir träumt', ich ruhte wieder 
Vor meines Vaters Haus 
Und schaute fröhlich nieder 
Ins alte Thal hinaus; 
Die Luft mit lindem Spielen 
Ging durch das Frühlingslaub, 
Und Blütenflocken fielen 
Mir über Brust und Haupt. 
8. 
Es war, als hätt' der Himmel 
Die Erde still geküßt, 
Daß sie im Blütenschimmer 
Von ihm nun träumen müßt'. 
Als ich erwacht, da schimmert 
Der Mond vom Waldesrand, 
Im falben Scheine flimmert 
Um mich ein fremdes Land. 
Und wie ich ringsher sehe, 
Die Flocken waren Eis, 
Die Gegend war vom Schneee, 
Mein Haar vom Alter weiß. 
Mondnacht. 
Die Luft ging durch die Felder, 
Die Ähren wogten sacht; 
Es rauschten leis' die Wälder, 
So sternklar war die Nacht. 
Und meine Seele spannte 
Weit ihre Flügel aus. 
Flog durch die stillen Lande, 
Als flöge sie nach Haus. 
9. Zm Herbst. 
Der Wald wird falb, die Blätter fallen. 
Wie öd' und still der Raum! 
Die Bächlein nur gehn durch die Buchenhallen, 
Lind rauschend wie im Traum, 
Und Abendglocken schallen 
Fern von des Waldes Saum. 
Was wollt ihr mich so wild verlocken 
Zn dieser Einsamkeit? 
Wie in der Heimat klingen diese Glocken 
Aus stiller Kinderzeit.
	        
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