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VI. Poesie.
Du siegtest, nichts soll dich fürder beschweren:
Lobe den mächtigen König der Ehren .
25 Die Hände gefaltet, den Kopf geneigt,
So lauscht er der Stimme.
Die Orgel schweigt.
Theodor Fontane.
JOO. Juin 27. Januar.
1. In trauervollen Tagen
Ward dein der Krone Zier!
Denn um zwei Kaiser klagen
Wir alle noch mit dir.
Auf ewig unvergessen
Leuchtet der Toten Ruhm:
Auf Lorbeern und Zypressen
Entstand dein Kaisertum.
2. Von Glorienschein umflossen,
So würdig und so mild.
Steht wie aus Erz gegossen
Des Ahnherrn Heldenbild.
Er hat den Sieg errungen
In Stürmen und Gefahr,
Den goldnen Reif geschlungen
Glorreich ins Silberhaar.
3. Der Sohn an seiner Seite,
Wie er im Kampfe groß:
Nun ruht auch er vom Streite
In ew'gen Friedens Schoß.
Ein Dulder auf dem Throne,
Jetzt langer Qual entrückt;
Denn eine Dornenkrone
Ward ihm aufs Haupt gedrückt.
4. Zwei Sterne sind verblichen;
Glück auf dem neuen Herrn!
Denn dir, dem jugendlichen.
Glänzt hell der Zukunft Stern.
Ausstrahle reichen Segen
Der Herrscherkrone Gold:
Auf allen deinen Wegen
Sei Glück und Ruhm dir hold!
5. Umrankt, ihr Friedenskränze,
Dies Zepter blütenreich;
Es wecke geist'ge Lenze,
Dem Zauberstabe gleich;
Wächst in des Landmanns Pflege
Der Garben Fülle auf:
O Kunst und Wissen lege
Den schönsten Kranz darauf!
6. Und wenn's den Feind gelüstet,
Dem Friedensreich zu drohn,
Dann steht dein Volk gerüstet
Sturmfest um deinen Thron.
Da mag der Feind zersplittern
An deinem Herrschersitz.
Du führst in Kriegsgewittern
Des schwarzen Adlers Blitz!
Rudolf von Gottscholl.
II. Epische Dichtungen.
JOJ. Der Ring des pdyfrates.
1. Er stand auf seines Daches Zinnen,
Er schaute mit vergnügten Sinnen
Auf das beherrschte Samos hin.
„Dies alles ist mir untertänig,"
Begann er zu Ägyptens König,
„Gestehe, daß ich glücklich bin!" —