Full text: [Teil 4 = Tertia, [Schülerband]] (Teil 4 = Tertia, [Schülerband])

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zum Kampf um das Küstenland, das er ohne Recht sich zugeeignet. 
Meine Rüstung und mein Roß brauche ich jetzt selbst; aber nach dem 
Kampfe wird es Rüstungen und ledige Hengste in Menge geben, da 
magst du dir den Plunder auswählen." 
Verdrießlich über die abschlägliche Antwort ritt Parzival in die 
königliche Stadt; aber da deuteten die Leute mit Fingern auf ihn. 
Buben liefen hinter ihm drein und sangen Spottlieder; denn er bildete 
in der That eine lächerliche Figur. Die Zipfel seiner buntgestreiften 
Mütze flatterten im Winde, sein Wams und seine Lederhose waren 
schäbig genug, sein elender Klepper hinkte vor Müdigkeit. Der Auf¬ 
lauf wurde immer größer, bis sich endlich ein ernster Mann, der 
Knappe Jwanet, seiner annahm, der die lärmende Menge auseinander¬ 
trieb. Auf die Bitte des jungen Helden, ihn zu König Artus zu führen, 
dem er Botschaft zu bringen habe, geleitete ihn der Knappe in den 
Palast und zu dem Eingang der offenen Halle, in welcher der König 
mit seiner ganzen berühmten Tafelrunde versammelt war. „Aber da 
sind ja viele Könige Artus, sprach Parzival, und die Mutter hat doch 
nur von einem geredet." — „Ganz recht, antwortete der Knappe, sie 
sind alle einander gleich und sitzen daher alle an der runden Tafel; 
aber der, welchen du suchst, sitzt uns gegenüber, der würdige Mann mit 
dem schon ergrauenden Barte und der Krone auf dem Haupte." — 
„Die Krone hat auch Troddeln, wie die Mütze, die mir die Mutter 
gegeben hat," sprach der Jüngling und schritt unverzagt in die Halle 
vor den König. Dort sagte er die Botschaft des roten Ritters eintönig 
her und fügte hinzu, der König möchte ihm doch Rüstung und Roß des 
Roten schenken, da ihm beides gar wohlgefalle. „Der Junge begehrt 
die Haut des Bären, bevor der Jäger seiner habhaft ist, sprach Artus 
lachend, doch will ich dir Roß und Rüstung verleihen, so du dir beides 
zu holen gedenkst." — „Gottes Lohn, Herr, antwortete der junge 
Held, Gottes Lohn für die Gabe!" Mit diesen Worten verließ er die 
Halle des Königs Artus, bestieg seine hinkende Mähre und ritt gerade¬ 
wegs zu dem Roten. 
Nachdem er dem Ritter gesagt, wie er seinen Auftrag ausgerichtet, 
bat er ihn, abzusteigen und ihm Roß und Rüstung zu überlassen, wie 
der König befohlen habe. Statt der Antwort gab ihm der Ritter mit 
der umgekehrten Lanze einen Schlag auf die Zipfelmütze, daß er kopf¬ 
über von dem Klepper stürzte. Doch die Mütze, welche doppelt gefüttert 
war, schwächte die Wucht des Schlages; blitzschnell richtete sich Parzival 
wieder auf und schleuderte mit so gewaltiger Kraft seinen Wurfspieß 
nach dem Gegner, daß der Speer dem Ritter durch das Haupt drang 
und auf der Rückseite wieder zum Vorschein kam. Der kühne Ritter, 
welcher die ganze Tafelrunde zum Kampf gefordert hatte, war also in 
kurzer Frist gefällt, und Parzival bemühte sich nun, die Rüstung zu
	        
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