Full text: [Teil 4 = Tertia, [Schülerband]] (Teil 4 = Tertia, [Schülerband])

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3. Und ich sah ein Licht von weiten, 
Und es kam gleich einem Sterne 
Hinten aus der fernsten Ferne, 
Eben als es zwölfe schlug. 
Und da galt kein Vorbereiten: 
Heller ward's mit einem Male 
Von dem Glanz der vollen Schale, 
Die ein schöner Knabe trug. 
4. Holde Augen sah ich blinken 
Unter dichtem Blumenkränze: 
In des Trankes Himmelsglanze 
Trat er in den Kreis herein. 
Und er hieß mich freundlich trinken; 
Und ich dacht': Es kann der Knabe 
Mit der schönen, lichten Gabe 
Wahrlich nicht der Böse sein. 
5. Trinke Mut des reinen Lebens! 
Dann verstehst du die Belehrung, 
Kommst mit ängstlicher Beschwörung 
Nicht zurück an diesen Ort. 
Grabe hier nicht mehr vergebens! 
Tages Arbeit, abends Gäste! 
Saure Wochen, frohe Feste! 
Sei dein künftig Zauberwort! 
- Wolfgang Goethe. 
50. Der Zauberlehrling. 
1. Hat der alte Hexenmeister 
Sich doch einmal wegbegeben! 
Und nun sollen seine Geister 
Auch nach meinem Willen leben. 
Seine Wort' und Werke 
Merkt' ich und den Brauch, 
Und mit Geistesstärke 
Thu' ich Wunder auch. 
Walle, walle 
Manche Strecke, 
Daß zum Zwecke 
Wasser fließe 
Und mit reichem, vollem Schwalle 
Zu dem Bade sich ergieße. 
2. Und nun komm, du alter Besen, 
Nimm die schlechten Lumpenhüllen! 
Bist schon lange Knecht gewesen, 
Nun erfülle meinen Willen! 
Auf zwei Beinen stehe, 
Oben sei ein Kopf, 
Eile nun und gehe 
Mit dem Wassertopf! 
Walle, walle 
Manche Strecke, 
Daß zum Zwecke 
Wasser fließe 
Und mit reichem, vollem Schwalle 
Zu dem Bade sich ergieße. 
3. Seht, er läuft zum Ufer nieder; 
Wahrlich! ist schon an dem Flusse, 
Und mit Blitzesschnelle wieder 
Ist er hier mit raschem Gusse. 
Schon zum zweiten Male! 
Wie das Becken schwillt! 
Wie sich jede Schale 
Voll mit Wasser füllt! 
Stehe, stehe! 
Denn wir haben 
Deiner Gaben 
Vollgemessen! — 
Ach, ich merk' es. Wehe, wehe! 
Hab' ich doch das Wort vergessen! 
4. Ach das Wort, worauf am Ende 
Er das wird, was er gewesen. 
Ach, er läuft und bringt behende! 
Wärst du doch der alte Besen! 
Immer neue Güsse 
Bringt er schnell herein, 
Ach, und hundert Flüsse 
Stürzen auf mich ein. 
Nein, nicht länger 
Kann ich's lassen; 
Will ihn fassen. 
Das ist Tücke! 
Ach, nun wird mir immer bänger! 
Welche Miene, welche Blicke! 
J
	        
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