Full text: (Für das 8. und 9., resp. 10. Schuljahr) (Band 4, [Schülerband])

8. Die drei Könige waren, wie ich kund gethan. 
Stark und hohes Mutes; ihnen war Unterthan 
Auch die besten Recken, davon man hat gesagt, 
Von großer Kraft und Kühnheit, in scharfen Streiten unverzagt, 
9. Das war von Tronje Hagen, und der Bruder sein, 
Dankwart der schnelle; von Metz Herr Ortewein; 
Die beiden Markgrafen Gere und Eckewart; 
Volker von Alzei, an allen Kräften wohlbewahrt; 
10. Rumold, der Küchenmeister, ein auserwählter Degen; 
Sindold und Hunold; die Herren mußten pflegen 
Des Hofes und der Ehren, den Kön'gen Unterthan. 
Noch hatten sie viel Recken, die ich nicht alle nennen kann. 
1l. Dankwart war Marschall; so war der Neffe sein 
Truchseß des Königs, von Metz Herr Ortewein. 
Sindold war Schenke, ein weidlicher Degen, 
Und Kämmerer Hunold; sie konnten hoher Ehren pflegen. 
12. Von des Hofes Ehre, von ihrer weiten Kraft, 
Von ihrer hohen Würdigkeit und von der Ritterschaft, 
Wie sie die Herren übten mit Freuden all ihr Leben, 
Davon weiß wahrlich niemand euch volle Kunde zu geben. 
13. In ihren hohen Ehren träumte Chriemhilden, 
Sie zög' einen Falken, stark-, schön- und wilden; 
Den griffen ihr zwei Aare, daß sie es mochte seh'n; 
Ihr konnt' auf dieser Erde größer Leid nicht geschehen. 
14. Sie sagt ihrer Mutter den Traum, Frau Uten; 
Die wußt ihn nicht zu deuten als so der guten: 
„Der Falke, den du ziehest, das ist ein edler Mann; 
Ihn wolle Gott behüten, sonst ist es bald um ihn gethan." 
15. „Was sagt ihr mir vom Manne, vielliebe Mutter mein? 
Ohne Reckenminne will ich immer sein; 
So schön will ich verbleiben bis an meinen Tod, 
Daß ich von Mannes Minne nie gewinnen möge Not." 
16. „Verred' es nicht so völlig," die Mutter sprach da so, 
„Sollst du je aus Erden von Herzen werden froh, 
Das geschieht von Mannesminne; du wirst ein schönes Weib, 
Will Gott dir noch vergönnen eines guten Ritters Leib." 
17. „Die Rede laßt bleiben, vielliebe Mutter mein. 
Es hat an manchen Weiben gelehrt der Augenschein,
	        
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