Full text: Handbuch der deutschen Literatur (Teil 8 der Ausgabe A, Teil 5 d. Ausgabe B, [Schülerband])

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III. Nachklänge der romantischen und der klassischen Dichtung. 
Ein ewig Kommen und ein ewig Gehen, 
und nun und nimmer träger Stillestand! 
Wir sehn sie auf-, wir sehn sie niederwehen —- 
Und ihre Lose ruhn in Gottes Hand! 
2. Aus dem Zyklus: Der ausgewanderte Dichter. 
Die Tanne fäll' ich, drauf die Adler horsten; 
sie kracht zu Boden, Schnee vom Haupte schüttelnd. 
Ich wohne fürder einsam in den Forsten, 
die Menschen fliehend und die Föhren rüttelnd. 
Ich habe nicht, da ich mein Haupt hinlege; 
von keinem Herde bin ich dort geschieden. 
Mein erstes Haus, mit Hammer und mit Säge, 
bau' ich mir selber bei den Allantiden, 
kunstlos und rauh; — vom Felsen reiß' ich Farren 
und ander Kraut, daß ich die Fugen stopfe; 
die moos'ge Rinde laß ich an den Sparren; . 
dumpf durch die Schlucht dröhnt meiner Art Geklopfe. 
Ein leises Wehn spielt mit den dürren Blättern — 
Geist dieser Wälder, sei mit meiner Hütte, 
daß sie Orkan und Blitze nicht zerschmettern, 
daß sie der Schnee des Berges nicht verschütte! * 
Daß ihr Gebälk kein feindlich Beil zerhaue, 
daß lange Zeit die Sonn' ihr Dach vergülde, 
daß sie nicht gleich sei dieser Spur der Klaue 
des Elentieres auf dem Schneegefilde! 
Oft wand!' ich abends auf die steilsten Höhen, 
einsam mit meiner Lieb' und meinem Grimme, 
zu meinen Füßen die gewalt'gen Seen — 
und dann erheb' ich meine tiefe Stimme. 
Die werten Lieder aus den alten Tagen, 
die ich mit Freunden hundertmal gesungen, 
in diese Wälder hab' ich sie getragen, 
drin nie zuvor ein deutsches Lied geklungen. 
Wie zitterte, darauf ich lag, der Gipfel, 
wie gab mir jener froh mein Singen wieder, 
wie flüsterten der alten Bäume Wipfel, 
als sie vernahmen Ludwig Uhlands Lieder! 
Wie stutzeten und hoben ihre Hörner 
die Hirsch' im Tal, als auf den Bergen oben 
ich Lieder drauf von Kerner und von Körner, 
von Schwab und Arndt und Schenkendorf erhoben!
	        
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