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Die erste Blütezeit der deutschen Dichtung.
Der Knappe fuhr mit Fragen fort,
daß jene lachten seinem Wort:
„Ei, Ritter gut, was soll das sein?
Du hast so viele Ringelein
um deinen Leib gebunden dir
da oben und auch unten hier?"
Und er befühlt und nimmt in Schau
des Fürsten Ringelpanzer genau
und läßt die Hand am Eisen streifen:
„DieJungfrau'n meiner Mutter pflegen
auch Ring an Schnürchen anzulegen,
die nicht so ineinander greifen."
Und weiter schwatzt er frohgemut
zum Fürsten: „Wozu ist das gut,
was sich so wohl an dir mag schicken?
Nichts kann ich dran herunterzwicken."
Nun zeigte ihm der Fürst sein Schwert:
„Sieh da, wer Kampf mit mir begehrt,
den wehr' ich ab mit solchen Schlägen.
Jedoch zum Schutz vor seinem Degen,
gegen Schuß und Hieb und Stich
muß ich also bewaffnen mich."
Da rief der gute Knabe laut:
„Weh, trügen Hirsche solche Haut,
nicht macht' sie wund mein Javelot,
das manchem doch schon gab den Tod."
Die Ritter murrten, daß er so lange
sich mit dem närrischen Kind besänge;
drum sprach der Fürst: „Gott hüte
dein!
Ach, wär' doch deine Schönheit mein!
Gott hätte dich überreich gemacht,
wärst du auch mit Verstand bedacht;
doch fern liegt dir die Eottesgabe."
Fort ritt er mit den Herrn im Trabe
mit Hast, und sie gelangten bald
zu einem Ackerfeld im Wald,
wo Herzeleidens Leute pflügten,
die nie in größern Schreck geraten.
Noch fern war's, daß sich Ähren wiegten;
sie säten eben erst die Saaten
und eggten dann; ihr Peitschenschlag
half derb den starken Ochsen nach.
Die Bauern riefen voll Verzagen,
wie so davon die Helden jagen:
„Weh, wehe, mußt' uns das geschehn?
Hat dieser Ritter schart'ge Helme
unser junger Herr gesehn,
schiltmanuns samt und sonders Schelme.
Die Kön'gin wird in Zornempören
Vorwürfe gnug uns lassen hören,
daß er heut früh, als sie noch schlief,
daher zum Walde mit uns lief."
Gleichviel auch war's dem Knaben jetzt,
wer Hirsche, klein' und große, hetzt;
denn flugs lief er zur Mutter hin
und sagte alles der Königin,
die so vor seinem Wort erschrak,
daß sie bewußtlos vor ihm lag.
Als sie Besinnung rückempfing,
wie vorher sie in Schreck verging,
befragte sie mit bangem Ton
den Knaben: „Sage an, mein Sohn,
wer sprach zu dir von Ritterorden?
Wie bist du dessen inne worden?"
„Vier Männer sah ich, Mütterlein,
Gott selbst hat nicht so lichten Schein!
Die sagten mir von Ritterschaft
und Artus' königliche Kraft
kann mich nach Rittersehren
zum Schildesamt bekehren."
Das war der Frau zu neuem Graus;
sie wußte weder ein noch aus,
um eine List sich zu erdenken,
ihn von dem Vorsatz abzulenken.
Der Knapp, in Einfalt, aber wert,
bat gleich die Mutter um ein Pferd.
Wie sehr es möcht' ihr Herz beklagen,
sie dacht': „Ich will's ihm nicht ver¬
sagen ;
aber grundschlecht soll es sein."
Und ferner fiel der Kön'gin ein:
„Es liebt die Menge Spott und Hohn;
drum Narrenkleider soll mein Sohn
an seinem lichten Körper tragen.
Wird dann gerauft er und geschlagen,
kehrt bald er wohl von selbst zurück."
So schnitt in ihres Jammers Not
ihm Hemd und Hos' aus einem Stück
von Sacktuch zu die Frau; das bot
Umhüllung kaum dem halben Beine,
das nackt hervorschien. Im Vereine
mit einer Kapp' um Haupt und Ohren
ward ihm solch Narrenkleid erkoren
und, um den Fuß nicht zu vergessen,
von frischer rauher Kälberhaut
ein Paar Schuhstrümpfe angemessen.—
Wohl ward drob rings Wehklage laut.